Alt [2]

[377] Alt (Altstimme; ital. Contr'alto [Alto], franz. Haute-contre, bei lat. Bezeichnung der Stimmen Altus oder Contratenor), die tiefere der beiden Arten der Frauen- und Knabenstimmen, die den Schwerpunkt[377] im Brustregister hat. Zur Zeit der komplizierten Mensuralmusik wurden die hohen Parte (A. und Sopran) von Männern mit Fistelstimme (alti naturali) oder aber von Kastraten gesungen. Daher haben die Diskant- und Altpartien jener Zeit auch nur einen sehr mäßigen Umfang nach der Höhe und dafür einen desto größern nach der Tiefe. Der Normalumfang der wirklichen Altstimme reicht von a, beim tiefen A. (Kontra-Alt) von f oder e bis e´´, f´´ (ausnahmsweise auch höher). Historisch ist die Altpartie die von den Komponisten zuletzt eingeführte, da der normalen Männerstimme, die den Cantus firmus (Tenor) vortrug, zuerst eine höhere gegenübergestellt wurde, die den Namen Discantus erhielt, und endlich als dritte der dem Diskant gegenüberstehende Kontratenor gesellt, der bald tiefer, bald höher als der Tenor lag und schließlich sich in einen Contratenor bassus (Baß) und Contratenor altus (All) spaltete. Als im 15. und 16. Jahrh. bei dem gewaltigen Aufschwung der mehrstimmigen Musik der Gebrauch aufkam, die Singstimmen nötigenfalls durch Instrumente im Unisono zu verstärken oder auch zu ersetzen, baute man fast alle Arten von Instrumenten in drei oder vier verschiedenen Größen, entsprechend den vier Stimmgattungen, so daß man Diskant-, Alt-, Tenor- und Baßviolen neben dergleichen -Posaunen, -Flöten, -Krummhörnern etc. hatte. Von heute gebräuchlichen Orchesterinstrumenten sind Altinstrumente die Altposaune (im Verschwinden), Altklarinette, Englisch-Horn (Altoboe), die Bratsche (Alto) und in der Militärmusik das Althorn.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 377-378.
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