Aspirātor

[885] Aspirātor, Apparat zur Erzeugung eines Luftstromes oder eines luftverdünnten Raumes. Der einfachste A. besteht aus einer großen, am Boden mit einer seitlichen Öffnung versehenen Flasche, die mit Wasser gefüllt und oben mit einem Kork verschlossen wird, in dem ein knieförmig gebogenes Glasrohr steckt.

Fig. 1. Einfacher Aspirator.
Fig. 1. Einfacher Aspirator.

Fließt das Wasser unten ab, so tritt an dessen Stelle durch das knieförmige Rohr Luft in die Flasche; wenn man aber mit dem Rohr Trocken- oder Abdampsapparate verbindet, so muß die Luft zunächst durch diese Apparate strömen. Vorteilhafter benutzt man zwei Flaschen (Fig. 1), von denen jede mit einem dicht unter dem Kork endenden und einem bis auf den Boden der Flasche reichenden Knierohr versehen ist. Man stellt die eine Flasche höher als die andre, verbindet die beiden langen Röhren durch einen Kautschukschlauch und läßt die obere Flasche sich durch Heberwirkung in die untere entleeren. Vertauscht man rechtzeitig die Plätze der beiden Flaschen, so wirkt der A. ununterbrochen. Bei dem Dreh- oder Reversionsaspirator sind zwei durch Röhren miteinander verbundene Gefäße in einem drehbaren Gestell derartig angebracht, daß das untere Gefäß leicht zum obern und das obere zum untern gemacht werden kann. Der Tropfaspirator (Fig. 2) besteht aus einem ca. 2 cm weiten, in eine Spitze ausgezogenen Rohr a, das unten in eine 3–4 mm weite Röhre f ausläuft. An diese wird das gleichweite Fallrohr angesetzt. In das obere Ende von a ist das mit f etwa gleichweite Zuflußrohr b eingeschmolzen oder mittels eines durchbohrten Korks luftdicht und derartig eingesetzt, daß seine Achse mit der von f möglichst zusammenfällt. Das Seitenrohr d dient zum Anfügen eines Apparats, aus dem der Luftstrom in der Richtung von e in den A. tritt. Man läßt durch b Wasser einfließen, und zwar so langsam, daß es in gesonderten Tropfen c in den engen Teil des äußern Rohres tritt. Jeder Tropfen befördert nun eine Quantität Luft aus dem Apparat, und durch d wird um so kräftiger ein Luftstrom angesogen, je tiefer sich das am A. befestigte Fallrohr fortsetzt. Kräftiger wirkt die Bunsensche Wasserluftpumpe (Fig. 3). Diese besteht aus zwei ineinander steckenden Glasröhren, von denen, die innere e unten in eine seine Öffnung ausläuft, dagegen die äußere c dieser Öffnung gegenüber einen kurzen, ca. 8 mm weiten Ansatz d und außerdem oben ein kurzes Zweigrohr w besitzt.

Fig. 2. Tropfaspirator.
Fig. 2. Tropfaspirator.

An erstern wird das als Fallrohr dienende, 8 mm weite Bleirohr angefügt, das, wenn eine möglichst schnelle u. weitgehende Luftverdünnung erzielt werden soll, eine Höhe haben muß, welche die des Wasserbarometers erheblich übertrifft. Das seitliche Zweigrohr wird mit einem Wasserleitungshahn verbunden. Das innere Rohr e steht mit dem Manometer f und dem Gefäß h in Verbindung, an welch letzteres mittels des Gummischlauches g k der Apparatian geschlossen wird, dessen Luft verdünnt werden soll. Die Quetschhähne a und b dienen zur Regulierung des Wasserzuflusses.

Fig. 3. Bunsens Wasserluftpumpe.
Fig. 3. Bunsens Wasserluftpumpe.

Besitzt das in den Apparat einströmende Wasser den richtigen Grad von Geschwindigkeit, so saugt es durch das von ihm umspülte Saugrohr Massen von Luft ein, und selbst große Gefäße werden schnell bis zum erreichbaren Maximum evakuiert. Über Wasserstrahlluftpumpen s. Strahlapparate. – In der Medizin wendet man Aspiration an, um krankhafte Flüssigkeitsansammlungen[885] aus Körperhöhlen, besonders aus der Brusthöhle, zu entfernen. Man sticht in die betreffende Höhle mittels einer Hohlnadel ein, die durch einen Schlauch mit einer Saugpumpe oder besser mit einer Flasche verbunden ist. Bei letzterer wird die Saugkraft durch Heberwirkung mittels Tiefstellen der Flasche oder durch Schaffung eines luftverdünnten Raumes in der verschlossenen Flasche erzielt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 885-886.
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885 | 886
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