Flaschen

[662] Flaschen werden meist aus farbigem oder farblosem Glas und zur Aufbewahrung von Substanzen, die sich am Licht zersetzen, aus gelbem oder schwarzem Glas angefertigt (s. Glas). Irdene F. (Steinkrüge, Kruken) dienen zum Aufbewahren von Bier, Mineralwässern, Säuren, Laugen etc. In eisernen F. versendet man Quecksilber. Zur Aufnahme sehr stark komprimierter Gase benutzt man nahtlose Stahlflaschen, zu deren Herstellung eine glühende Stahlscheibe in einer hydraulischen Presse auf eine Matrize gelegt wird, so daß der Stempel sie in letztere hineinzieht und eine kurze, dickwandige Röhre mit Boden entsteht. Diese wird bei den folgenden Preßgängen mit einem Stempel von gleicher Stärke in Matrizen von immer kleinerm Durchmesser weiter ausgebildet, und die letzten Züge werden auf einer Presse kalt nach vorherigem Ausglühen ausgeführt. Schließlich wird der Stahlbehälter, dessen Wandung durch die beim Ziehen stattfindende Verdichtung an Widerstandsfähigkeit gegen den innern Druck gewonnen hat, auf die erforderliche Länge abgestochen und der Hals in einer hydraulischen Presse eingezogen. Bei Mannesmannschen Röhren wird an einem Ende unter dem Dampfhammer ein halbkugelförmiger Boden durch Zusammenziehen gebildet und in Schweißhitze gasdicht geschlossen, worauf am andern Ende der Hals in ähnlicher Weise gebildet wird. Der Hals der F. wird außen abgedreht und ein Ring aus schmiedbarem Eisenguß warm aufgeschrumpft. Dieser Ring erhält außen ein Gewinde zur Aufnahme der Ventilschutzkappe und innen ein Muttergewinde für das Ventil. Auf den Boden der Flasche wird ein Ring aufgeschrumpft, dessen unterer Rand zu vier zehenartigen Spitzen ausgezogen ist. Bei den Ventilen wird in der Ventilkammer eine Spindel, durch eine Stopfbüchse abgedichtet, mittels einer Schraube auf und nieder bewegt. Preßt man auf diese Weise den Verschlußkopf aus Hartgummi am untern Ende der Spindel gegen den Boden der Ventilkammer, so ist der Gaskanal geschlossen, hebt man ihn, so strömt das Gas in die Kammer und durch einen Seitenkanal in den Leitungsschlauch zum Gebrauch. Die Stahlflaschen haben je nach ihrer Größe eine Wanddicke von 3,25–6,5 mm und werden auf einen Druck von 250 Atmosphären geprüft, während sie in der Regel nur einen Druck von 120 Atmosphären auszuhalten haben. Für die Benutzung der F. sind mechanische Vorrichtungen konstruiert worden, die in Kellereien, Mineralwasseranstalten, bei der Champagnerfabrikation, in Brauereien etc. Anwendung finden. Dahin gehören Flaschenfüllmaschinen, die das Abziehen von Flüssigkeiten in Glasflaschen in der Art erleichtern, daß man nur die leere Flasche anzustecken und die gefüllte abzunehmen braucht. Korke werden vor dem Gebrauch gebrüht oder besser etwa eine Stunde mit Wasser gekocht, das 4 pro Mille Salzsäure enthält, dann gespült, 20 Minuten in Wasser gekocht, das für jedes Liter der vorher angewendeten Salzsäure 6 g Kleie enthält, wieder gespült u. mit überhitztem Dampf getrocknet. Häufiger werden die Korke nur gebrüht oder gedämpft. Zum Weichmachen der Korke dient eine Zange mit kannelierten Kurvenflächen oder eine Korkpresse. Man kann auch jeden einzelnen Kork in ein Stück reines Papier wickeln und ihn auf dem Boden einigemal mit dem Fuß hin und her rollen. Sehr erleichtert wird das Verkorken durch Anwendung eines starken hölzernen Zylinders mit zentraler konischer Durchbohrung. Am engern Ende der letztern besitzt der Zylinder eine Aushöhlung, mit der er auf die Flaschenmündung gesetzt wird, so daß der Kork, der sich in den obern weitern Teil der Durchbohrung leicht einschieben läßt, durch den Druck eines Stempels in den Flaschenhals getrieben wird. Bei den Flaschenverkorkungsmaschinen wird dieser Stempel durch einen Hebel oder eine Kurbel bewegt, und für Mineralwässer ist die Korkmaschine mit der Füllmaschine verbunden, so daß die gefüllte Flasche,[662] ohne vom Fleck bewegt zu werden, durch einen einfachen Druck sogleich verschlossen wird. Sollen Flüssigkeiten in F. längere Zeit aufbewahrt werden, so schneidet man den hervorstehenden Teil des Korkes ab, weil er die Lockerung des Verschlusses begünstigt. Meist ist es vorteilhaft, die F. zu legen, damit der Kork stets feucht bleibe und nicht durch Austrocknen zusammenschrumpfe. Sehr gut schließen Kautschukpfropfen, die auch für Flüssigkeiten, die Kork angreifen, sehr empfehlenswert sind; doch kann man in solchen Fällen den Kork auch durch eine Tränkung mit geschmolzenem Paraffin schützen. Zur Sicherung des Verschlusses taucht man die verkorkte und gut trockne Flasche in geschmolzenen Flaschenlack, der durch Zusammenschmelzen von weißem Pech, Fichtenharz, gelbem Wachs und Terpentin erhalten, mit rotem Ocker, Beinschwarz oder einer Mischung von Berlinerblau und Zinkgelb gefärbt und beim Gebrauch häufig umgerührt wird. Man darf vom Flaschenlack nicht zuviel erwarten; den guten Verschluß bewirkt lediglich der Kork, und selbst Mineralwasser- und Champagnerflaschen, in denen ein sehr starker Druck herrscht, werden jetzt nur noch mit Kork verschlossen, den man mittels einer Verdrahtungsmaschine durch Draht befestigt. Stanniol und Metallkapseln dienen nur zum Schmuck, sie schützen höchstens den Kork vor dem Austrocknen. Die mechanischen Flaschenverschlüsse bestehen in der Regel aus einem Kautschukring in Verbindung mit einem Porzellankörper. Beide werden durch einen eigentümlich gebogenen starken Draht gegen den Flaschenhals gedrückt und bewirken einen sehr festen Verschluß, der ebenso schnell hergestellt wie beseitigt werden kann. Auch benutzt man bei Mineralwässern F. mit Glaskugeln, die durch den in der Flasche herrschenden Druck gegen einen nahe der Mündung befestigten Gummiring gepreßt und beim Ausschenken mit kurzem Ruck niedergestoßen werden. – Gebrauchte F. reinigt man durch Spülen mit zerstoßenen Eierschalen oder Schrot. Bei letzterm ist Vorsicht nötig, daß sich nicht einzelne Körnchen in der Flasche einklemmen, weil saure Flüssigkeiten daraus Blei und Arsenik aufnehmen. Um dieser Gefahr zu begegnen, benutzt man Eisenschrot (zerschnittenen Eisendraht), Zinnschrot oder grob- und rundkörnigen Flußsand. Stark verunreinigte F. füllt man mit konzentrierter warmer Sodalösung (vorteilhaft unter Zusatz von etwas gebranntem Kalk) oder Ätzlauge, läßt sie einen Tag stehen und reinigt sie dann mechanisch. Bleiben noch Rückstände, so ist Salzsäure anzuwenden, die namentlich auch die Ringe aus F., in denen hartes Wasser lange gestanden hat, schnell fortnimmt. Bei Flaschenreinigungsmaschinen werden vertikal gestellte Flaschenbürsten in schnelle Rotation versetzt. Stülpt man über diese Bürsten eine Flasche, so öffnet deren Druck ein Rohr, durch das zugleich ein lebhafter Wasserstrahl in die Flasche gespritzt wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 662-663.
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