Augen, künstliche

[108] Augen, künstliche, zum Ersatz verloren gegangener Augen dienende Näpfchen oder Schälchen aus Glas, Email oder Zelluloid von der Größe des vordern, bei geöffneten Lidern sichtbaren Teiles des Augapfels und diesem an Farbe und Glanz möglichst treu nachgebildet. K. A. verdecken die arge Entstellung, die der Verlust eines Auges bedingt, schützen den Augenstumpf und stützen die Augenlider, die sich sonst leicht umlegen und entzünden würden. Boissoneau in Paris verfertigte zuerst k. A. aus Email, Müller in Lauscha (gest. 1888) seit 1850 solche aus einer sehr widerstandsfähigen Komposition, die bei gleicher Schönheit praktischer und billiger sind als jene. Gegenwärtig liefern solche k. A. des Erfinders Söhne in Lauscha und Leipzig und F. Ad. Müller Söhne in Wiesbaden. Vor der Einsetzung des künstlichen Auges muß jede entzündliche Affektion beseitigt und letzteres anfangs nur so lange getragen werden, als es ohne lästiges Gefühl geschehen kann. Beim Herausnehmen bedient man sich einer Stecknadel, deren Kopf man nach abgezogenem untern Lid unter den Rand des Kunstauges schiebt, worauf man denselben hervorzieht. Auch bei Luxuspferden ersetzt man verloren gegangene durch k. A. Vgl. Ritter ich, Das künstliche Auge (Leipz. 1852); Klaunig, Das künstliche Auge (das. 1883).

Künstliche Augen nennt man auch Augenphantome (Ophthalmophantome) oder Modelle, d. h. Nachbildungen des ganzen Augapfels und seines Bewegungsapparats zur Erläuterung des Baues und der Brechungsverhältnisse der einzelnen durchsichtigen Teile des Auges. Ophthalmotrop nannte Ruete ein Augenphantom, das hauptsächlich die Funktionen der Augenmuskeln erläutern soll (vgl. Ruete, Ein neues Ophthalmotrop, Leipz. 1857).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 108.
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