Modell

[12] Modell (v. ital. modello), Vorbild, Musterbild; in der Baukunst ein in verjüngtem Maßstab aus Holz, Ton, Papiermasse, Gips, Kork, Wachs etc. angefertigtes Abbild eines im großen entweder schon vorhandenen oder auszuführenden Bauwerkes, welches das wechselseitige Verhältnis seiner einzelnen Teile zueinander zur Anschauung bringt. So fertigt man Modelle von schwierigen Dachverbindungen, Gewölbkonstruktionen, weit gesprengten Brückenbogen, auch von ganzen Gebäuden. In neuester Zeit fertigt man auch Modelle einzelner Bauteile im großen an, um danach bei in Ausführung begriffenen Bauwerken die notwendige Wirkung von Gesimsen, Kapitellen, Ornamenten u. dgl. vor ihrer definitiven Ausführung in Stein abzuwägen, und ganze Modelle von Bauwerken für Ausstellungszwecke. Modelle von Maschinen werden für den Unterricht (kinematische Modelle von Reuleaux) und für die Praxis angefertigt. Für die Gießerei fertigt man Modelle aus verschiedenen Materialien. Eine reiche Modellsammlung mittelalterlicher Kirchen und andrer Bauwerke bewahrt die Sammlung der Technischen Hochschule in Charlottenburg-Berlin. In der Bildhauerkunst und Bildgießerei versteht man unter M. den vom Künstler aus Ton, Gips oder Wachs geformten Körper, der als Vorbild bei der Herstellung desselben Körpers aus einem härtern Stoff dient (s. Bildhauerkunst, S. 861 f.); in der Malerei und ebenso in der Plastik ein männliches oder weibliches Individuum, das nackt oder bekleidet dem Künstler zum Gegenstand seines Studiums dient (M. stehen); auch nennt man den zu demselben Zweck gebrauchten Gliedermann (Mannequin) M. Eine Nachbildung nach einem solchen M. heißt ein Akt oder eine Akademie. Aus dem Modellstehen hat sich in den großen Kunststädten und in allen übrigen Städten, in denen Kunstakademien und Kunstschulen bestehen, ein besonderer Beruf gebildet. In neuerer Zeit hat man durch photographische Naturaufnahmen nach solchen berufsmäßigen Modellen in allen möglichen Stellungen Ersatz zu schaffen gesucht und ganze Sammlungen davon in den Handel gebracht. Näheres s. Akt. Vgl. Wessely, Das weibliche M. in seiner geschichtlichen Entwickelung (Leipz. 1883, mit 30 Lichtdrucktafeln).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 12.
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