Béarn

[520] Béarn, ehemalige Provinz in Südfrankreich (s. die Geschichtskarte bei »Frankreich«), am Fuß der Pyrenäen, grenzte im O. an die Grafschaft Bigorre, im N. an Armagnac und Turfan, im W. an Niedernavarra und im S. an Aragonien, hatte Pau zur Hauptstadt und ca. 4400 qkm (80 QM.) und bildet jetzt den Hauptbestandteil des franz. Depart. Niederpyrenäen (s. d.). Die Béarner gehören zu den Gascognern, mit denen sie auch eine Sprache reden (Grammatik von Lespy, 2. Aufl., Par. 1880; Wörterbuch von Lespy und Raymond, Montpellier 1887, 2 Bde.). Die Landschaft ist nach dem alten Beneharnum, der[520] Hauptstadt der gallischen Venarner, benannt. B. kam unter Chlodwig an die Franken und hatte seit 819 einen eignen Vicomte, der die Oberhoheit des Herzogs von Gascogne anerkannte, bis sich Centull III. gegen Ende des 11. Jahrh. davon befreite. 1290 wurde B. mit Foix vereinigt und kam 1484 mit diesem durch Heirat an das Haus Albret. Johanna d'Albret vermählte sich 1548 mit Anton von Bourbon und hinterließ als Erben ihren Sohn, den nachmaligen König Heinrich IV. von Frankreich. Durch diesen kam B. an die französische Krone, mit der es 1620 von Ludwig XIII. für immer vereinigt wurde. Von jetzt an begann auch die gewaltsame Unterdrückung des Protestantismus, der seit 1560 hier die Herrschaft errungen hatte. Immer standen in B. den Landesfürsten Stände zur Seite, die ihre Gewalt teilweise bis zur Revolution zu erhalten wußten. Später errichtete Ludwig XIII. in Pau ein Parlament für Navarra und B. Vgl. de Bordenave (1517–72), Histoire de B. et de Navarre (hrsg. von Raymond, Par. 1873); Bourdeau, Ancienne Gascogne et B. (Tarbes 1861–62, 2 Bde.); L. Cadier, Les États de B. (Par. 1887); Rivarez, Chansons et airs populaires de B. (das. 1844); Lespy, Dictons et proverbes du B. (2. Aufl. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 520-521.
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