Chlodwig

[75] Chlodwig (Chlodovech, später Ludwig, »berühmter Kämpfer«), Name mehrerer fränkischer Könige aus dem Geschlechte der Merowinger:

1) C. I., Childerichs I. und Basinas Sohn, geb. 465, folgte 481 seinem Vater als König eines Teiles der salischen Franken in Tournai (Doornik). Zuerst eroberte er das Gebiet der Seine 486 durch seinen Sieg über den römischen Statthalter Syagrius bei Soissons, womit er das Frankenreich begründete. Bald darauf nahm er das Land der Thoringer (das Land von Tongern) ein. 493 vermählte er sich mit der Christin Klothilde (Chrotechildis), einer Nichte des burgundischen Königs Gundobad. Als er, von dem ripuarischen König Siegbert zu Hilfe gerufen, 496 gegen die Alemannen zog und in der Entscheidungsschlacht am Oberrhein (nicht bei Zülpich) der Sieg sich von ihm abzuwenden schien, gelobte er, Christ zu werden, wenn ihm Christus den Sieg verleihe. Nach errungenem Siege ließ sich C. nebst 3000 Franken zu Reims durch den Bischof Remigius auf den römisch-katholischen Glauben taufen. Das bei seiner Salbung angeblich gebrauchte heilige Öl (s. Ampulla) diente seitdem bei der Salbung aller fränkischen und französischen Könige. C. fand fortan in der Geistlichkeit eine Stütze für seine Herrschaft. Nun unterwarfen sich ihm die katholischen Städte Aremoricas zwischen Seine und Loire freiwillig. 500 schlug C. den Burgunderkönig Gundobad, von dessen Bruder Godegisel unterstützt, bei Dijon und belagerte ihn in Avignon, schloß aber dann gegen das Versprechen eines jährlichen Tributs Frieden. Angeblich aus Glaubenseifer, in der Tat aber aus Eroberungssucht, zog C. 507 gegen die arianischen Westgoten unter Alarich, schlug sie bei Voullon unweit Poitiers und drang bis Bordeaux vor, während sein natürlicher Sohn Theoderich alle Städte bis an die Grenze von Burgund einnahm. Die weitere Eroberung des westgotischen Reiches hinderte der Ostgotenkönig Theoderich d. Gr.; doch blieben den Franken Aquitanien und Toulouse. Vom griechischen Kaiser Anastasius erhielt C. hierfür den Titel eines Patricius und Konsuls. Er verlegte nun seine Residenz nach Paris. Um alle Frankenstämme unter seiner Herrschaft zu vereinigen, beseitigte er deren Könige mit Hinterlist und Gewalt. Chararich ließ er mit seinem Sohn töten. Als er den Fürsten von Cambrai, Ragnachar, und dessen Bruder Richar gefangen genommen, schlug er den ersten mit der Streitaxt nieder, weil er durch seine Feigheit das königliche Geschlecht geschändet habe, und dann auch den letztern, weil er seinem Bruder nicht genug beigestanden. Den Sohn des ripuarischen Königs Siegbert von Köln, Chloderich, verleitete er zur Ermordung seines Vaters und ließ ihn dann selbst ermorden. Er starb 511 in Paris und wurde in der von ihm den heiligen Aposteln zu Ehren erbauten, nachher der heil. Genoveva gewidmeten Kirche bestattet. Sein Reich teilten seine vier Söhne, Theoderich, Chlodomer, Childebert und Chlothar, unter sich. Vgl. Junghans, Die Geschichte der fränkischen Könige Childerich und C. (Götting. 1857); Kurth, Clovis (von der französischen Akademie preisgekrönt, 2. Aufl., Par. 1901, 2 Bde.).

2) C. II., Dagoberts I. zweiter Sohn, geb. 633, ward 638 König von Neustrien und Burgund unter der Vormundschaft seiner Mutter Nantechilde, bemächtigte sich, nachdem Siegbert von Austrasien 656 gestorben und Grimoald, dessen Majordomus, der seinen eignen Sohn auf den Thron erheben wollte, ermordet war, auch Austrasiens und ward so wieder Herr des ganzen Frankenreichs, starb aber noch 656, die letzten Jahre geistig zerrüttet.

3) C. III. folgte 690, noch ein Kind, während der Majordomus Pippin von Heristal die Herrschaft führte, seinem Vater Theoderich III., starb aber schon 694.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 75.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: