[263] Bagdadbahn, Am 23. Dez. 1899 wurde in Konstantinopel vom türkischen Handelsminister Zihni-Pascha und v. Siemens, Vorsitzendem des Verwaltungsrats der Société du chemin de fer ottoman d'Anatolie, ein vorläufiger Vertrag abgeschlossen, wonach die Gesellschaft binnen 8 Jahren in der normalen Spurweite von 1,44 m eine Eisenbahn von Konia nach Bagdad und Basra bauen wird. Die Garantiefrage bleibt spätern Verhandlungen überlassen. Eine Übertragung der Bahn an eine andre Gesellschaft ist ausgeschlossen, die türkische Regierung hat aber das Recht, zu beliebiger Zeit die Bahn anzukaufen. Die Bahn soll von Konia in südöstlicher [263] Richtung durch ebenes Gelände bis an den Nordabfall des Taurus führen, diesen durch die seit alters berühmten Kilikischen Tore überschreiten und somit Adana und die kilikische Ebene erreichen. Von Adana führt die Bahn nach O. und jenseit des Amanus nach S. und läuft mitten zwischen Aintab und Haleb, die durch Zweiglinien Anschluß erhalten, hindurch zum Euphrat, der zwischen Nisib und Biredschik überschritten wird. Durch ebenes Gebiet wird dann der Weg direkt auf Mossul am Tigris genommen, wobei Orsa, das alte Ede sa, durch eine Seitenlinie angeschlossen wird. Von Mossul führt die Bahn am rechten Tigrisufer entlang nach Bagdad und von dort nach Überschreitung des Euphrat nach Basra, das jedoch wegen der dem Schatt el-Arab vorgelagerten Barre als Endpunkt wenig geeignet erscheint. Die Hauptlinie wendet sich daher südlich nach Kadhima am Ostende des Golfes von Kuweit, wo der Persische Meerbusen erreicht werden soll. Die Länge der projektierten Bahnlinie von Konia bis Kadhima beträgt 2400 km, die Baukosten werden auf rund 500 Mill. Mk. veranschlagt. Diese Bahn ist in hervorragender Weise berufen, früher reich bevölkerte, jetzt daniederliegende, ungenügend bewohnte und bebaute Gebiete zu neuem Leben zu erwecken. Solche Gebiete sind namentlich die beiden kilikischen Ebenen, die weiten, mit zahllosen Resten altassyrischer Kultur bedeckten Gefilde am Fuße der Taurusketten bei Mardin und Nesibin, das als die Perle Mesopotamiens gilt, vor allem aber Babylonien, von dem allerdings große Strecken Landes versumpft oder zur Wüste geworden sind. Vgl. S. Schneider, Die deutsche B. in ihrer Bedeutung für Weltwirtschaft und Weltverkehr (Wien 1900); Rohrbach, Die B. (Berl. 1902); Pressel, Les chemins de feren Turquie d'Asie (Zür. 1902); v. Oppenheim, Vom Mittelmeer zum persischen Golf, Bd. 2 (Berl. 1900)