Bahr [2]

[276] Bahr, Hermann, Schriftsteller, geb. 19. Juli 1863 in Linz, betrieb philosophische, juridische und staatswissenschaftliche Studien in Wien, Graz, Czernowitz und Berlin, machte größere Reisen und lebt gegenwärtig in Wien als Redakteur des »Neuen Wiener Tagblattes« und der »Österreichischen Volkszeitung«. B., der mit O. Brahm und A. Holz 1890 die »Freie Bühne« redigiert hatte, war der erste des »jüngsten Deutschland«, der sich gegen den Naturalismus erhob, wie er denn überhaupt große Wandlungen durchgemacht hat; er hat die Schlagworte der »Decadence«, des »Symbolismus«, der »Fin de siècle«-Stimmung aus Paris eingeführt und das Wort »Moderne« als Gegenstück von »Antike« verbreitet, indem er die erste Sammlung seiner Aufsätze: »Zur Kritik der Moderne« (Zürich 1890) überschrieb; als zweite Reihe folgte: »Die Überwindung des Naturalismus« (Dresd. 1891). Dichtungen Bahrs sind die Dramen: »Die neuen Menschen« (Zürich 1888), »Die große Sünde« (das. 1889), »Die Mutter« (Berl. 1891), »Der Athlet« (Köln 1899), »Der Apostel« (Münch. 1901); die Romane. »Die gute Schule« (Berl. 1890), »Theater«, Wiener Roman (2. Aufl., das. 1897); die Novellen: »Fin de siècle« (das. 1890), »Russische Reise« (Dresd. 1891), »Dora, Wiener Geschichten« (Berl. 1893), »Caph« (1894), »Die schöne Frau« (1899) u. a. Ferner schrieb er, den Traditionen des Wiener Lokalstückes folgend: »Aus der Vorstadt« (mit Karlweis, 1893), »Das Tschaperl« (1898), »Der Franzl« (1900), erwies sich aber vor allem durch seine feinsinnigen kritischen StudienRenaissance, neue Studien zur Kritik der Moderne«, Berl. 1897; »Wiener Theater«, das. 1899; »Bildung«, das. 1900) als einer der Führer des modernen literarischen Lebens in Österreich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 276.
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