Bakūnin

[292] Bakūnin, Michael, russ. Revolutionär, geb. 1814 zu Prjämichino im Gouv. Twer, gest. 6. Juli 1876 in Bern, Sprößling einer altadligen Familie, trat 1834 ins Heer, nahm aber 1838 seinen Abschied und begab sich 1840 nach Berlin, wo er sich mit Philosophie, namentlich der Hegelschen, beschäftigte, 1842 nach Dresden. In Deutschland beobachtet, ging er in die Schweiz, wo er ein tätiges Mitglied der kommunistisch-sozialistischen Vereine ward. Die russische Regierung zog, da er dem Befehl zur Rückkehr nicht Folge leistete, sein Vermögen ein. In Paris, wohin er sich von Zürich aus begab, hielt er 27. Nov. 1847, am Gedächtnistag der Warschauer Revolution von 1830, beim Polenbanken eine feurige Rede, in der er die Verbrüderung zwischen Russen und Polen für die gemeinsame Revolutionierung Rußlands anempfahl. Die russische Regierung forderte seine Auslieferung von Frankreich, worauf B. von Paris nach Brüssel entfloh. Nach der Februarrevolution kehrte er nach Paris zurück, war nach den Märzstürmen in Berlin und wohnte im Juni 1848 dem Slawenkongreß in Prag bei. Im Mai 1849 wurde B. Mitglied der revolutionären Regierung in Dresden. In Chemnitz auf der Flucht verhaftet, ward er auf den Königstein gebracht und zum Tode verurteilt, jedoch zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Im Juni 1850 wurde er an Österreich ausgeliefert, bald darauf an Rußland. Nach längerer Hast in Schlüsselburg wurde er 1855 nach Ostsibirien transportiert, entkam aber 1860 auf einem amerikanischen Schiff. Als 1863 der letzte Aufstand in Polen ausgebrochen war, gehörte B. zu den Häuptern der von Stockholm aus im Frühjahr 1863 von polnischen und russischen Emigranten beabsichtigten revolutionären Expedition an die baltischen Küsten Rußlands. Nach deren gänzlichem Scheitern kehrte er nach London zurück, wo er als Anarchist mit den Häuptern der Internationale, namentlich Marx, in Streit geriet; er wurde vom sozialistischen Kongreß im Haag 1872 förmlich ausgeschlossen. Die letzten Jahre lebte B. zurückgezogen in Genf und Locarno und starb zu Bern. Gesammelt erschienen von ihm kleinere Schriften: »Fédéralisme, socialisme et antithéologisme; Lettres sur le patriotisme; Dieu et l'État« (Par. 1895) und »Sozialpolitischer Briefwechsel mit A. Herzen und Ogarjow« (hrsg. von Dragomanow; deutsch, Stuttg. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 292.
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