Ballístik

[309] Ballístik (v. griech. hallein, »werfen«), die Lehre von der Bewegung geschossener oder geworfener Körper. Die B. beginnt mit Galilei und wurde besonders durch Newton, Robins, Hutton und Euler begründet, dessen Arbeiten Tempelhoff in seinem »Bombardier prussien« (Berl. 1781) zur ersten Bearbeitung des ballistischen Problems benutzte. Die B. bestimmt die Kräfte, die auf die Geschoßbahn, d. h. die Linie, die der Schwerpunkt des Geschosses beschreibt (ballistische Kurve), einwirken (s. Flugbahn). Ballistische Rechnungen gehen von der Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse aus, die zuerst durch Robins und Hutton mittels ballistischen Pendels, im 19. Jahrh. auf ähnlichem Wege durch die Uchatiussche Pulverprobe ermittelt wurde. Aus dem Ausschlag eines Zeigers, der sich beim Schuß an einem Gradbogen bewegte, berechnete man die Anfangsgeschwindigkeit. Diese rohen Methoden wurden dann durch die elektro-ballistischen Apparate von Navez und Le Boulangé ersetzt. Letzterer erfand 1863 den Chronographen und die Klepsyder, welche die Anfangsgeschwindigkeiten und Flugzeiten, auch die Geschoßgeschwindigkeit in jedem Punkt der Flugbahn mißt. Während die äußere B. sich mit der Geschoßbahn beschäftigt, ermittelt die innere B. die Gesetze, nach denen die Pulverkraft im Rohr zur Wirkung kommt. Ihr Begründer war Robins. Vgl. Poisson, Recherches sur le mouvement des projectiles dans l'air (Par. 1839); Didion, Traité de balistique (2. Aufl., das. 1860); Prehn, B. der gezogenen Geschütze (Berl. 1864, Fortsetzung 1874); Derselbe, Versuche über die Elemente der innern B. (das. 1866); Roerdanß, Ballistik (das. 1863); Witte, Artillerielehre, 2. Teil: B. (2. Aufl., das. 1875); Haupt, Mathematische Theorie der Flugbahnen gezogener Geschosse (das. 1876); Hentsch, B. der Handfeuerwaffen (das. 1874); Mieg. Theoretische äußere B. (das. 1884); Siacci, Balistique extérieure (franz. von Laurent, Par. 1892); Cranz, Kompendium der theoretischen äußern B. (Leipz. 1896); Maudry, Waffenlehre. Heft 5 (4. Aufl., Wien 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 309.
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