Ballagi

[306] Ballagi (deutsch Bloch), 1) Moritz, ungar. Sprachforscher und Schriftsteller, 18. März 1815 im Zempliner Komitat als Jude geboren, gest. 1. Sept. 1891 in Budapest, begann nach Absolvierung seiner Studien, um seine Glaubensgenossen zu magyarisieren, eine ungarische Bibelübersetzung, von der die Bücher Mosis und Josua (Pest 1840–43) erschienen. Ihr folgten ein »Lehrbuch der hebräischen Sprache« (2. Aufl. 1872) und »Bibliai tanulmányok« (»Biblische Studien«, 1865). Von der ungarischen Akademie zum Mitglied ernannt, ging B. 1843 nach Deutschland, trat hier zum Protestantismus über und studierte in Tübingen Theologie, worauf er 1844 als Professor an das evangelische Lyzeum zu Szarvas berufen wurde. Hier wirkte er bis zur Revolution, während deren er als Sekretär Görgeys, dann als solcher im Kriegsministerium diente. Seit 1851 Professor der Theologie zu Pest, gründete er 1858 die »Protestantische Kirchen- und Schulzeitung«, das Hauptorgan der freiern Kirchenrichtung für Ungarn. Bleibende Verdienste hat sich B. erworben durch die »Ausführliche theoretisch-praktische Grammatik der ungarischen Sprache« (8. Aufl., Pest 1880) und das »Vollständige Wörterbuch der ungarischen und deutschen Sprache« (6. Aufl., das. 1890).

2) Aladár, ungar. Historiker, Sohn des vorigen, geb. 24. Okt. 1853 in Kecskemét, Professor der neuern Geschichte an der Universität in Budapest. Er schrieb (in ungarischer Sprache): »Geschichte der königlich ungarischen Leibgarde« (2. Ausg. 1877); »Geschichtliche Entwickelung der ungarischen Buchdruckerkunst« (1878); »Wallensteins kroatische Karabiniere« (1882); »Colbert« (1887–90). Er tat sich auch auf dem Gebiete der ungarischen Sprach- und Kulturgeschichte hervor. – Sein Bruder Géza, Professor in Sárospatak, schrieb: »Die politische Literatur in Ungarn bis 1825« (1888); »Das Zeitalter der nationalen Staatsbildung 1815–1847« (Bd. 9 der »Geschichte der ungarischen Nation«, Millenniumsausgabe) und wurde 1901 zum Deputierten gewählt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 306.
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