[306] Ballanche (spr. -lāngsch'), Pierre Simon, franz. Schriftsteller, geb. 4. Aug. 1776 in Lyon, gest. 9. Juni 1847 in Paris, nahm 1814 seinen festen Wohnsitz in Paris, wo er mit Mad. Récamier, Mad. de Staël, Chateaubriand, Nodier, Camille Jordan u. a. in freundschaftliche Verbindung trat, von allen wegen seines Charakters und seiner Talente hochgeschätzt. Er wurde 1842 Mitglied der Akademie. Seine in einer vortrefflichen Prosa geschriebenen Werke zeigen eine wunderbare Mischung von Geschichtsphilosophie, Mystik und Sozialismus. Gleichsam als Einleitung erschien: »Antigone« (1814), eine Elegie in Prosa über die Leiden der Menschheit; in der Heldin wollten die Zeitgenossen eine Schilderung der Herzogin von Angoulême erkennen. Darauf folgte der fast ganz politische »Essai sur les institutions sociales dans leurs rapports avec les idées nouvelles« (1818), zu dem die Schrift »Le vieillard et le jeune homme« (1819) eine Art poetischer Ergänzung bildet, während in »L'homme sans nom« (1820) die Gewissensqualen eines Königsmörders geschildert werden. In den Werken: »Essai de palingénésie sociale« und »Orphée« (182728, 2 Bde.) entwickelte B. dann seine geschichtsphilosophischen Ideen und suchte an dem Beispiel der griechischen Kultur zu zeigen, wie große soziale Entwickelungen vor sich gehen. Das nächste Werk: »La ville des expiations« (1831), handelt von Rom als dem Kampfplatz, auf dem das Ringen der Menschheit nach Wiedergeburt symbolisch zur Erscheinung kommt. Am schwersten verständlich ist wegen des mystischen Dunkels »La vision d'Hébal, chef d'un clan écossais« (1832), eine Zusammenfassung der Entwickelungsgeschichte der Menschheit und damit des Systems Ballanches. Gesamtausgaben seiner »Œvres« erschienen Paris 1830, 4 Bde., und 1835, 5 Bde. Vgl. seine Biographie von Ampère (1848); Frainnet, Essai sur la philosophie de P. S. B. (Par. 1902).