Baretti

[379] Baretti, 1) Giuseppe, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 25. April 1719 in Turin, gest. 5. Mai 1789 in London, entfloh aus Widerwillen gegen das Rechtsstudium dem elterlichen Hause und führte ein unruhiges Wanderleben, bald hier, bald dort angestellt. Ab und zu veröffentlichte er Gedichte, die großen Beifall fanden. Auch erschien um diese Zeit seine Übersetzung des Corneille (Vened. 1747–48, 4 Bde.) und von Ovids »Amores« und »Remedia amoris« (Mail. 1752 u. 1755). 1751 begab er sich nach London, wo er sich anfangs seinen Lebensunterhalt durch Unterricht im Italienischen erwarb und mit Samuel Johnson bekannt wurde. Besondern Ruf erwarb er sich durch sein noch geschätztes »Dictionary of the English and Italian Languages« (Lond. 1760 u. ö., 2 Bde.; mit Zusätzen 1854, 2 Bde.; zuletzt 1873). 1760 verließ er England und kehrte, nachdem er Portugal, Spanien und Frankreich durchstreift hatte, nach Italien zurück, wo er die Beschreibung seiner Reise u. d. T. »Lettere famigliari« herausgab (Mail. u. Vened. 1762, 2 Bde.), deren Fortsetzung jedoch auf Betreiben des portugiesischen Gesandten unterdrückt wurde. Sie erschien dann vollständig und z. T. umgearbeitet in England u. d. T. »A journey from London to Genua, etc.« (Lond. 1769; franz. Übersetzung, Amsterd. 1777). In Venedig gründete er unter dem Namen Aristarco Scannabue die kritische Zeitschrift »Frusta letteraria«, die von 1763–65 in 33 Nummern erschien und neben manchen ungerechten Urteilen auch sehr viel gesunde Kritik enthält. Die Verfolgungen, die dieses epochemachende, öfter neugedruckte Blatt ihm zuzog, bewogen ihn, nach London zurückzukehren (vgl. Ferrari, G. B. e la Frusta letteraria, Bologna 1896). Unter Barettis englischen Werken ist besonders sein »Account of the manners and customs of Italy« (Lond. 1768–69, 2 Bde.; deutsch von Schummel, Bresl. 1781) berühmt geworden. Von Bedeutung ist auch seine Verteidigung Shakespeares gegen VoltaireDiscours sur Shakespeare et sur M. de Voltaire«, Lond. 1777; vgl. Morandi, Voltaire contro Shakespeare, B. contro Voltaire, 11. Aufl., Città di Castello 1884). Die vollständigste Sammlung der »Opere di G. B.« erschien in Mailand 1838 bis 1839; »Scritti scelti«, mit Biographie, gab Custodi heraus (das. 1822–23). Vgl. Piccioni, Studie ricerche intorno a G. B. (Livorno 1899).

2) Eraldo, ital. Dramatiker, geb. 1846 zu Mondovi in Piemont, gest. 5. Jan. 1895 in Rom, dichtete unter anderm in piemontesischem Dialekt das politische Tendenzdrama »Fastidi d'un grand om« (1881), das großes Aufsehen erregte, und in Gemeinschaft mit Arnulfi (s. d.) das ebenfalls tendenziöse Drama »I Duchi di Nemi« (1887), das die sittlichen Zustände in Rom zur Zeit des Sturzes der weltlichen Papstherrschaft darstellen soll.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 379.
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