Beddoes

[542] Beddoes (spr. béddōs), Thomas Lovell, engl. Dichter, geb. 20. Juli 1803 in Clifton, gest. 26. Jan. 1849 in Basel, Sohn des Naturforschers Thomas B. (gest. 1806), kam zuerst in die Schule zu Bath, 1820 nach Oxford, wo er bald durch seine später von ihm unterdrückte Gedichtsammlung »The improvisatore« (1821) und die dramatische Komposition[542] »The bride's tragedy« (1822) Aufsehen erregte. In letzterer bewies er trotz mancher Wunderlichkeiten Kraft, Leidenschaft und Gedankentiefe, die zu großen Hoffnungen berechtigten; aber im Innern unglücklich und von unstetem Wandertrieb erfüllt, hat B. denselben nur unvollkommen entsprochen. Um sich ganz seinen Lieblingswissenschaften, der Physiologie und Anatomie, zu widmen, ging er 1825 nach Göttingen, später nach Würzburg, führte dann, im Besitz eines bedeutenden Vermögens, ein Wanderleben, bald in Straßburg und Zürich, bald in Frankfurt oder Berlin verweilend, bis er 1846 nach England zurückkehrte. 1847 war er indessen schon wieder in Frankfurt, wo er an den freiheitlichen Bewegungen von 1848 den regsten Anteil nahm. Infolge eines Sturzes vom Pferde, bei dem er beide Beine brach, mußte er sich amputieren lassen, unterlag aber der Operation kurze Zeit darauf in Basel. An poetischen Erzeugnissen hat B. nur noch ein dramatisches Gedicht: »Death's jestbook, or the fool's tragedy«, hinterlassen, noch wunderlicher als die frühern Werke, aber zugleich noch mehr als diese voll Geistesblitze. Sein dichterischer Nachlaß erschien u. d. T.: »Poems, with a memoir« (1851, 2 Bde.) und enthält außer dem oben genannten »Death's jestbook« eine Reihe schwermutsvoller lyrischer Poesien und mehrere dramatische Fragmente. Gesammelt erschienen seine »Poetical Works« mit Memoir von E. Gosse (1890, 2 Bde.), der auch Beddoes' Briefe herausgab (1894). Vgl. Kelsall in der »Fortnightly Review«, Juli 1872.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 542-543.
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