[148] Gosse (spr. goss'), 1) Nicolas Louis François, franz. Maler, geb. 2. Okt. 1787 in Paris, gest. 9. Febr. 1878 in Soncourt (Obermarne), wurde ein Schüler von François André Vincent und der École des beaux-arts, wo er sich zu einem virtuosen Maler der akademischen Richtung ausbildete. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören: die Anbetung der Könige, die Söhne Eduards IV. von England, die Gerechtigkeit Karls V., der heil. Vinzenz von Paula, der, von Tunesen gefangen, seinen Herrn, einen Renegaten, bekehrt, der Tod des heil. Vincentius Ferrerius (Kathedrale zu Vannes), die Wandmalereien in der Kirche St.-Nicolas-du-Chardonnet, der Bischof von Lisieux beschützt in der Bartholomäusnacht das Leben der Hugenotten, und die drei im historischen Museum zu Versailles befindlichen Bilder: Napoleon I. empfängt 1807 die Königin Luise von Preußen in Tilsit, Napoleons und Alexanders Zusammenkunft in Erfurt und Ludwig Philipp schlägt die seinem Sohn, dem Herzog von Nemours, angebotene Krone von Belgien aus.
2) Philip Henry, Naturforscher, geb. 6. April 1810 in Worcester, gest. 23. Aug. 1888 in London, ging 1827 als Kaufmann nach Neufundland, sammelte[148] hier, in Unterkanada und 1838 in Alabama Insekten, kehrte 1839 nach England zurück und schrieb: »The Canadian naturalist« (Lond. 1840). 1844 ging er nach Jamaika und schrieb nach seiner Rückkehr: »The birds of Jamaica«, mit Atlas (1847), und »A naturalist's sojourn in Jamaica« (1851). In den folgenden Jahren widmete er sich mikroskopischen Studien und lieferte eine große Monographie über die britischen Rotiferen. Sein treffliches Werk »A naturalist's rambles on the Devonshire coast« (1853) lenkte die Aufmerksamkeit größerer Kreise auf die Seetiere, und durch die Schriften: »The Aquarium« (1854, 2. Aufl. 1874), »A manual of marine zoology« (185556, 2 Bde.), »Tenby, a seaside holiday« (1856) rief er die Liebhaberei für Aquarien hervor. Außerdem schrieb er: »Life in its lower, intermediate and higher forms« (1857); »Omphalos, an attempt to untie the geological knot« (1857); »Actinologia britannica« (1860); »Evenings at the microscope« (1862, neueste Ausg. 1895); »Letters on natural history of Alabama« (1859); »The romance of natural history« (13. Aufl. 1886, 2 Tle.), »Land and sea« (1868); »A year at the shore« (1869), »Sacred streams, history of the rivers of the Bible« (1850, 4. Aufl. 1883). Vgl. E. Gosse (Sohn), Life of Ph. H. G. (Lond. 1890 u. 1896).
3) Edmund, engl. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 21. Sept. 1849 in London, wurde 1867 Hilfsbibliothekar am Britischen Museum, 1875 Übersetzer am Handelsministerium. Er lieferte zahlreiche poetische und kritische Beiträge für die »Saturday Review«, »Academy« und »Cornhill Magazine« und hielt sich zum Zweck literarischer Studien 1872 und 1874 längere Zeit in Skandinavien und Holland auf. Seinen ersten Werken: »Madrigals, songs and sonnets« (1870) und »On viol and flute« (1873), folgten die Dramen: »King Erik« (1875) und »The unknown lover« (1878); »New poems« (1879); »English odes« (1881); »Firdausi in Exil« (1885, neue Ausg. 1896); »In Russet and silver« (1894); »Collected poems« (1896). Von seinen literarhistorischen Werken sind zu nennen: »Studies in the literature of northern Europe« (1879, 2. Aufl. 1883); »Seventeenth century studies« (1883, 3. Aufl. 1897); »Fron Shakespeare to Pope« (1885); Biographien von Thomas Gray (1882), W. Raleigh (1886), W. Congreve (1888); »The literature of the eighteenth century« (1889); »The Jacobean Poets« (1894); »Short history of modern English literature« (1897); »Life and letters of John Donne, Dean of St. Paul's« (1899, 2 Bde.); »Life of Jeremy Taylor« (1903). In dem mit R. Garnett herausgegebenen »Illustrated Record of English literature« bearbeitete er Band 3 und 4 (1903). G. gehört zu den besten Kennern der englischen Literatur des 17. und 18. Jahrh.; seine Kritik zeichnet sich durch Feinheit und Schönheitssinn wie auch durch glänzenden Stil aus. Als Herausgeber von Heinemanns »International Library« hat er viele ausländische Verfasser der englischen Leserwelt zugänglich gemacht. Mit W. Archer hat er eine Übersetzung von Ibsens »Baumeister Solneß« (»The Master-builder«) geliefert; auch schrieb er das Leben seines Vaters (s. oben G. 2).