Bedeutung

[544] Bedeutung (Bedeutsamkeit) der Naturdinge und Naturerscheinungen. Die alte Naturauffassung setzte alles Sein und Geschehen in Beziehung zum Menschen. Die Erscheinung eines neuen Sternes und Kometen, jede besondere Konstellation von Himmelskörpern, Zeichen an Sonne und Mond, Mißgeburten, meteorologische Ereignisse (Blutregen) etc., alles hatte seine B. Die Etrusker und Römer hatten sogar besondere Nachschlagewerke über Portenta und Prodigia, und noch die alten Länderchroniken sind mit diesen Dingen gefüllt. Das alte Handbuch der Zoologie, der »Physiologus« (s. d.), gab jedem Tier und die Blumensprache jeder Blume ihre B. Aus Blutregen prophezeite man mörderische Kriege, aus Heuschreckenzügen Hungersnot etc., ja selbst alltägliche Erscheinungen, wie Kuckucks- und Uhuruf, Klopfen der Holzkäfer etc., hatten meist unglückliche schreckliche Vorbedeutungen. Viele Naturdinge erschienen schon im voraus »gezeichnet«, so die Handflächen (vgl. Signatur und Anzeichen). Überreste dieser anthropozentrischen Ausdeutung des Alls hört man noch aus der alltäglichen Frage des Volkes bei solchen Ereignissen: »Was hat das zu bedeuten?« heraus, und Träume, Ohrenklingen, Schlucken etc. haben noch überall im Volke etwas zu bedeuten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 544.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: