Bentheim [2]

[640] Bentheim, früher gräfliches, jetzt fürstliches Geschlecht, wurde begründet durch Otto, Sohn des Grafen Dietrich VI. von Holland (gest. 1157) und der Sophie von Rieneck, der 1182 als erster Graf von B. genannt wird. 1421 erlosch das Geschlecht mit Bernhard I. im Mannsstamm, und die Grafschaft fiel an dessen Schwesterenkel Eberwin von Götterswick (Niederrhein), der durch Heirat die Herrschaft, seit 1495 Grafschaft, Steinfurt erwarb und 1454 starb. 1455 wurde in B. die Reformation eingeführt. Arnold (geb. 1554), in Steinfurt Arnold IV., in B. Arnold II., erwarb als mütterliches Erbe die Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda; nach seinem Tode (1606) teilte sich das Geschlecht in drei Linien: B.-Tecklenburg, B.-Bentheim und B.-Steinfurt. Letztere starb 1632 aus; die Güter wurden zwischen den beiden andern Linien geteilt, wobei Steinfurt selbst an B.-Bentheim fiel. Johann Adolf von B.-Tecklenburg (gest. 1704) verlor durch einen alten Erbschaftsstreit drei Viertel von Tecklenburg und ein Viertel von Rheda an den Grafen von Solms, der sein Recht an Preußen abtrat, das 1707 die ganze Grafschaft in Besitz nahm. 1817 wurde Graf Emil zum Fürsten ernannt; das Geschlecht besitzt Hohenlimburg und Rheda als preußische Standesherrschaften seit 1816 mit einer Virilstimme auf den westfälischen Landtagen. Gegenwärtiger Standesherr ist Fürst Gustav (geb. 4. Okt. 1849). Die Linie B.-Bentheim teilte sich später wieder in die Linien B.-Bentheim-Bentheim und B.-Bentheim-Steinfurt, zwischen denen 1693 infolge des Bielefelder Vertrags ein Gütertausch stattfand. Die durch diesen Tausch Besitzerin von B. gewordene Linie (bisher B.-Bentheim-Steinfurt) war katholisch geworden und starb 1803 aus. Ihre Besitzungen, die seit 1753 an Hannover verpfändet waren, fielen an die überlebende Linie. Durch die Rheinbundsakte (s. Rheinbund) kamen diese Gebiete an das Großherzogtum Berg und 1810 mit diesem an Frankreich. Durch die Wiener Kongreßakte fiel B. an Hannover, Steinfurt an Preußen. Auch diese Linie wurde 1817 mit Graf Ludwig fürstlich. Jetziger Standesherr (seit 28. Sept. 1890) ist Fürst Alexis[640] (geb. 17. Nov. 1845). Vgl. Raet v. Vögelscamp, Provinzialgeschichte der Grafschaft B. (Benth. 1805); Möller, Geschichte der vormaligen Grafschaft B. (Lingen 1879); »Stammtafel des mediatisierten Hauses B.« (1892, nicht im Buchhandel).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 640-641.
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