[582] Solms, nach einem Nebenfluß der Lahn benanntes altes gräfliches, zum Teil fürstliches Geschlecht, dessen erstes bekanntes Glied, Marquard, Dynast im Lahngau, 1129 bereits als »Graf« bezeichnet wird. Stammsitz ist seit dem 12. Jahrh. die Burg Braunfels (s. d.) im Lahngau, nach der seit 1226 eine Linie des Hauses benannt wurde. Die Hauptteilung des Geschlechts erfolgte 1420, wo sich die Bernhards- und die Johannislinie (erstere auch S.-Braunfels, letztere S.-Lich-Hohensolms genannt) trennten. Erstere spaltete sich 1602 wieder in drei Äste (S.-Braunfels, S.-Greifenstein, S.-Hungen), deren Besitz aber seit 1693 in der einen Hand des Grafen Wilhelm Moritz (gest. 1724) vereinigt wurde und seitdem unter seinen 1742 gefürsteten Nachkommen vererbt worden ist; jetziger Fürst ist Georg Friedrich (geb. 13. Dez. 1890). Die Johannislinie teilte sich 1544 in die Äste S.-Lich-Hohen-solms (1792 gefürstet) und S.-Laubach; beide haben sich später mehrmals verzweigt, so daß die Linien S.-Sonnenwalde, S.-Baruth (1888 gefürstet), S.-Rödelheim, S.-Assenheim, S.-Wildenfels-Laubach und S.-Wildenfels-Wildenfels entstanden sind. Sämtliche Linien waren reichsunmittelbar und deutsche Reichsstände, wurden aber 1806 mediatisiert. Vgl. R. Graf zu S.-Laubach, Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses S. (Frankf. a. M. 1865); Himmelreich, Geschichte des Fürstenhauses S.-Braunfels (Wetzlar 1899); Gaul, Die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Bauernstandes im Fürstentum S.-Braunfels vom 9.19. Jahrhundert (Jena 1904). Hervorragende Glieder des weitverzweigten, auch in Norddeutschland verbreiteten Geschlechts sind:
1) Graf Johann Albrecht I. zu S.-Braunfels, geb. 5. März 1563, gest. 14. Mai 1623 im Haag, Hofmeister des Kurfürsten Friedrich IV. (s. Friedrich 54) von der Pfalz, seines Vetters, der ihn 1602 zum Geheimrat und Großhofmeister ernannte. Nach Friedrichs Tode (1610) stieg Albrechts Einfluß noch bei dessen Sohn Friedrich V. (s. Friedrich 55), den er bei seiner Brautwerbung nach England begleitete. In Religionssachen etc. vielfach diplomatisch tätig, riet er seinem Herrn entschieden ab, die am 27. Aug. 1619 auf ihn gefallene Wahl zum König von Böhmen anzunehmen, begleitete ihn nach der Schlacht am Weißen Berge nach Breslau, verlor, wie jener geächtet, seine Güter und fand 1621 in Holland bei seinen oranischen Verwandten eine Zuflucht. Vgl. Kleinschmidt, Johann Albrecht I. von S.-Braunfels, der Freund des Winterkönigs (in den »Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte«, 9. Bd., Dessau 1904). Seine Tochter Amalie (geb. 31. Aug. 1602, gest. 8. Sept. 1675) heiratete 1625 den Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien (s. Friedrich 43) und bewährte sich als vorzügliche Ratgeberin ihres Gatten. Vgl. Kleinschmidt, Amalie von Oranien (Berl. 1905).
2) Graf Heinrich zu S.-Braunfels, geb. 1638 in Utrecht (daher sein Name »Traiectinus«), gest. 19. Juli 1693, der »Achill seines Hauses«, wurde am Hofe seiner Tante, Prinzessin Amalie (s. oben), erzogen, trat in holländischen Kriegsdienst und ward Inhaber des von seinem Vater, Johann Albrecht II. (gest. 1648), errichteten Infanterieregiments »S.« Er führte es in der Schlacht bei Seneffe 11. Aug. 1674 gegen Condé, wurde verwundet und gefangen. An des Prinzen Wilhelm Zug nach England 1688 beteiligt, besetzte er Whitehall und St. James und nahm Jakob II. gefangen, kehrte jedoch nach Braunfels zurück, kämpfte 1693 wieder gegen Frankreich und starb an den bei Neerwinden erhaltenen Wunden.
3) Prinz Karl zu S.-Braunfels, geb. 27. Juli 1812, gest. 13. Nov. 1875, österreichischer Feldmarschalleutnant, war der Sohn der in zweiter Ehe mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm (gest. 1814) vermählten Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, Stiefbruder des letzten Königs von Hannover, und beeinflußte dessen Politik zugunsten Österreichs. Seine Söhne waren katholisch und traten in österreichische Dienste.
4) Fürst Hermann zu S.-Hohensolms-Lich, geb. 15. April 1838, gest. 16. Sept. 1899, in Preußen (Hohensolms) und Hessen (Lich, Niederweisel) begütert, war erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und der hessischen Ersten Kammer. Sein Nachfolger als Haupt der Linie S.-Hohensolms-Lich ist sein Sohn Fürst Karl (geb. 27. Juni[582] 1866), preußischer Rittmeister à la suite der Armee; seine Tochter Eleonore ist seit 2. Febr. 1905 mit dem Großherzog von Hessen (s. Ernst 7) vermählt.
5) Fürst Friedrich zu S.-Baruth, geb. 24. Juni 1853 in Berlin, einziger Sohn des Grafen (seit 1888 Fürsten) Friedrich (geb. 29. Mai 1821, gest. 19. April 1904), war Offizier bei den 1. Gardedragonern, verließ 1880 den Militärdienst als Rittmeister à la suite der Armee, ist seit 1900 Major, wurde 1897 kaiserlicher Kommissar und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege bei der Armee im Feld und im November 1899 außerdem königlicher Oberstkämmerer am Berliner Hofe.