Bentinck [2]

[641] Bentinck, 1) William, Graf von Portland, geb. 1645, gest. 23. Nov. 1709, Sohn Hendrik Bentincks, Herrn von Diepenheim und Schoonheten, trat in den Dienst Wilhelms III. von Oranien, begleitete ihn 1688 nach England, wurde 1689 zum Geheimrat und Grafen von Portland erhoben und als der vertrauteste Ratgeber des Königs vielfach zu diplomatischen Geschäften verwendet. Noch 1698 Botschafter in Paris, legte er im Frühjahr 1699 aus Eifersucht auf einen andern Günstling Wilhelms, den Grafen von Albemarle, seine Hofämter nieder und führte nur noch die Unterhandlungen mit Frankreich durch Abschluß des zweiten Teilungsvertrags über die spanische Monarchie zu Ende. Er wurde deswegen 1701 von dem Unterhaus angeklagt; doch ließen die Lords die Anklage fallen. Später versöhnte sich B. mit Wilhelm III.; nach dessen Tode zog er sich von allen Geschäften zurück. Sein ältester Sohn, Henry, wurde 1716 zum Herzog von Portland, sein zweiter Sohn, Wilhelm, 1732 zum deutschen Reichsgrafen erhoben.

2) William Cavendish, Lord, brit. General und Staatsmann, geb. 14. Sept. 1774, gest. 17. Juni 1839 in Paris, war 1803–1807 Gouverneur von Madras, wurde darauf mit diplomatischen Sendungen nach Spanien und Deutschland betraut und 1811 als Gesandter an den Hof des damals in Sizilien lebenden Königs von Neapel geschickt sowie mit dem Oberbefehl über die auf der Insel stationierte britische Kriegsmacht beauftragt. Im beständigen Streit mit der Königin Karoline, war B. in dem nächsten Jahre tatsächlicher Herrscher auf der Insel, der er 1812 eine der englischen ähnliche Verfassung gab. 1813 unternahm er einen erfolglosen Feldzug nach Spanien, 1814 befehligte er die britische Kriegsmacht im Mittelländischen Meer, landete bei Livorno, nahm Genua und rief die Italiener zur Unabhängigkeit auf. 1827 wurde B. Generalgouverneur von Ostindien. Hier verbot er 4. Dez. 1829 das Verbrennen der Witwen (vgl. Sutti), beseitigte die Mördersekte der Thags (s. d.), beförderte den Anbau von Ländereien durch Europäer und zog Eingeborne in größerer Zahl in den Staatsdienst. 1835 legte er sein Amt nieder und wurde 1837 für Glasgow ins Unterhaus gewählt. Vgl. Boulger, Lord William B. (Lond. 1892).

3) William George Frederick Cavendish, Lord, brit. Politiker, geb. 27. Febr. 1802, gest. 21. Sept. 1848, Neffe von B. 2), trat 1819 ins Heer, war später 3 Jahre lang Privatsekretär seines Oheims Canning und seit 1826 Mitglied des Unterhauses. 1845[641] trat er mit Disraeli an die Spitze der Partei, welche die Schutzzölle entschieden verteidigte. Vgl. Benj. Disraeli, Lord George B., a political biography (8. Aufl., Lond. 1872; deutsch, Kassel 1853); I. Kent, Racing life of Lord G. B. (Lond. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 641-642.
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