Bernis

[720] Bernis (spr. -nī), François Joachim de Pierres, Comte de Lyon, Cardinal de, franz. Staatsmann und Dichter, geb. 22. Mai 1715 in St.-Marcel (Ardèche) aus einer adligen, aber armen Familie, gest. in Rom 2. Nov. 1794, wurde Kanonikus, machte galante Gedichte und erhielt als geistvoller und gewandter Höfling durch die Pompadour eine königliche Pension und die Aufnahme in die Akademie. 1751–55 war er Gesandter in Venedig. Nachdem er 1756 zu Versailles das Bündnis mit Maria Theresia gegen Friedrich d. Gr. zustande gebracht, übernahm er im Februar 1757 das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und schloß 1. Mai 1757 mit Österreich einen zweiten Vertrag in Versailles zur Teilung des preußischen Staates. Allein da er wegen des unglücklichen Verlaufs des Krieges in richtiger Einsicht immer dringender zum Frieden mit Preußen auch ohne Österreich riet, fiel er bei der Pompadour in Ungnade; kurz vor seiner Verabschiedung erhielt er den Kardinalshut. 1763 ernannte ihn der König zum Erzbischof von Albi. 1769 wurde er nach Rom zum Konklave gesandt und bewirkte die Wahl Clemens' XIV., war auch bei der Aufhebung des Jesuitenordens tätig. Sein Haus in Rom wurde der Mittelpunkt der schriftstellerischen und künstlerischen Kreise. Nach der französischen Revolution seines Gesandtschaftspostens entsetzt, blieb er dennoch in Rom. Als Dichter hat er besonders die »beschreibende Poesie« kultiviert und mit »Les quatre saisons, ou les Géorgiques françaises« und »Le palais des heures, ou les quatre points du jour« Erfolge geerntet. Ausgaben seiner »Œuvres complètes« erschienen zu Paris 1797 und 1825; seine »Poesies« gab Drujon heraus (das. 1882). Seine Korrespondenz mit Voltaire erschien Paris 1799; seine Memoiren und politische Korrespondenz gab Masson heraus: »Mémoires et lettres du cardinal de B. 1715–1758« (Par. 1878, 2 Bde.) und im Anschluß daran: »Le cardinal de B. depuis son ministère, 1758–1774« (das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 720.
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