Bilderbibel

[858] Bilderbibel, jede mit Bildern versehene Bibel, insbes. die mit Miniaturen oder Federzeichnungen geschmückten Bibelhandschriften des Mittelalters, anderen Stelle seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. Holzschnittwerke traten. Während die Handschriften gewöhnlich den ganzen Text der Bibel oder des Alten[858] oder Neuen Testaments enthielten, beschränkten sich die Holzschnittbibeln später, besonders im 16. Jahrh, auf kurze, die einzelnen Bilder erläuternde Bibelstellen in lateinischer oder in der Landessprache; die Holzschnitte wurden auch illuminiert. Durch die Tätigkeit der Miniaturmaler hatten sich allmählich bestimmte Bilderreihen, insbes. die der Passion, der Geschichte Abrahams, Davids etc., ausgebildet, die für spätere Zeiten typisch blieben. Bisweilen wurden in diesen Bilderbibeln als parallel gedeutete Vorgänge des Alten und Neuen Testaments einander gegenübergestellt. Im 16. Jahrh. waren die Bibelbilder von H. Holbein dem jüngern, Cranach, H. S. Beham, T. Stimmer, de Bry und A. Woensam von Wornis am meisten verbreitet. Vgl. Muther, Die ältesten deutschen Bilderbibeln (Münch. 1883). In neuerer Zeit sind die Bibelillustrationen von Schnorr von Carolsfeld und G. Doré am populärsten geworden. Außerdem sind noch zu nennen die »Bibel mit Bildern der Meister christlicher Kunst« (hrsg. von Pfleiderer, Stuttg. 1888–95, 3 Bde.) und die »Tausend-B.« (das. 1900). S. auch Biblia pauperum.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 858-859.
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