Passion

[486] Passion (lat. passio), Leiden, besonders das Leiden Christi; dann die Leidensgeschichte des Herrn nach den vier Evangelisten. Davon Passionssonntag, der Sonntag Judika, an dem man ehemals die Messe vom Karfreitag las. Die darauf folgende Woche heißt Passionswoche und die 14 Tage zwischen Passionssonntag und Ostern, oft auch die ganze Fastenzeit (s. Fasten), Passionszeit, in der die Passionspredigten, d.h. Predigten über Abschnitte der Passionsgeschichte, abgehalten werden. Hier und da pflegt man in der Passionszeit Passionsmusik (s. d.) und Passionsspiele (s. d.) auszuführen. – In der bildenden Kunst ist die P. Christi von hervorragender Bedeutung, weil sie schon in altchristlicher Zeit, besonders aber seit dem 13. Jahrh., sehr häufig durch plastische Kunstwerke, Malereien, Holzschnitte, Kupferstiche etc. dargestellt worden ist, und weil sich aus diesen Darstellungen nach der Überlieferung der Evangelisten allmählich eine Bilderreihe entwickelte, die gewöhnlich mit dem Einzug Christi in Jerusalem begann und mit der Himmelfahrt endigte. Die Zahl der Bilder war verschieden. Dürers kleine Holzschnittpassion besteht aus 38 Blättern, während andre Passionen nur 8,12,14 oder 16 Szenen umfassen. Die hervorragendsten Darstellungen der P. rühren von Giotto (Fresken in der Madonna dell' Arena zu Padua), Schongauer (Kupferstiche), Lucas van Leiden (Kupferstiche), A. Dürer (zwei Passionen in Kupferstich, eine in Holzschnitt und eine in Zeichnungen auf grünem Papier), H. Holbein dem Jüngern (Gemälde), H. Brüggemann (Holzschnitzereien) und F. Overbeck (Zeichnungen) her. Die in Holzschnitt oder Kupferstich ausgeführten Zyklen wurden im 15. und 16. Jahrh. als besondere Passionsbücher mit Text (Passionale) verkauft. Vgl. auch Kreuzweg und Stationen,-Nach dem Französischen ist P. auch soviel wie Leidenschaft, leidenschaftlicher Hang; daher sich passionieren, sich leidenschaftlich für etwas einnehmen lassen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 486.
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