Blemmyer

[52] Blemmyer, Name eines Nomadenvolkes, das nach griechischen Berichten in alter Zeit das Land südlich von Ägypten zwischen dem Nil und dem Roten Meer, zeitweise auch Unternubien bewohnte und den Ägyptern durch räuberische Einfälle häufig gefährlich wurde. Mit den Nubiern gemeinsam verehrten sie die Göttin Isis auf der Insel Philä (s.d.). In früher Zeit Untertanen des äthiopisch-meroitischen Reiches, dann Ägyptens, kamen sie später mit den Römern in feindliche Berührung, die seit Augustus ihre südlichste Besatzung in der Nilstadt Primis, jetzt Ibrim, unterhielten, ohne jedoch die B. zur Ruhe zwingen zu können. Unter Aurelian und Probus mehrmals geschlagen, blieben sie den Römern doch gefährlich genug, um diese 250 Jahre lang zur Zahlung eines jährlichen Tributs zu zwingen. Als 421 der Schriftsteller Olympiodorus Nubien besuchte, waren die wichtigsten Plätze Unternubiens, unter andern auch das römische Primis, in den Händen der B. Unter Marcian wurden sie 451 n. Chr. von dem Feldherrn Maximinus angeblich besiegt, schlossen aber mit ihm einen hundertjährigen Frieden, in dem ihnen gestattet wurde, den Isiskultus auf der Insel Philä weiter zu pflegen. Später brachen sie diesen Frieden wieder und setzten die Kämpfe mit den Römern fort. Ob die B. jemals zum Christentum bekehrt worden sind, ist fraglich. Daß sie in den heutigen Bedscha (s.d.) fortleben, haben. QuatremereMémoires géogr. et histor. sur l'Égypte«, Par. 1811) und RevilloutMémoire sur les Blemmyes«, das. 1874) mit großer Wahrscheinlichkeit nachgewiesen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 52.
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