Bodin

[132] Bodin (spr. -däng), Jean, franz. Publizist, geb. um 1530 in Angers, gest. 1596 an der Pest in Laon, debütierte in Toulouse als Rechtslehrer mit glänzendem Erfolg, ging 1551 nach Paris und zeichnete sich hier als Schriftsteller (weniger als Advokat am Parlament) so sehr aus, daß er sich das Vertrauen des Königs Karl IX. in hohem Grad erwarb. Trotzdem entging er 1572 nur mit Mühe dem Gemetzel der Bartholomäusnacht, weil er sich sowohl in Schriften als in mündlichen Äußerungen den Reformierten günstig gezeigt und die fanatische Wut der Katholiken gegen dieselben getadelt hatte. Bei Heinrich III. stand B. bald nachher wieder in höchstem Ansehen und spielte in den Angelegenheiten der gegen den französischen Hof ausgestandenen Ligue als Rat des Gerichtshofs zu Laon besonders auf der allgemeinen Ständeversammlung zu Blois eine wichtige Rolle. B. bewirkte, daß 1577 den Reformierten durch einen Waffenstillstand Friede und Gewissensfreiheit gewährt wurden, zog sich aber dadurch den Haß der Fanatiker zu. In dieser Zeit schrieb er das Aufsehen erregende Werk: »De la république« (Par. 1577; lat. von ihm selbst, das. 1586), worin er eine Kritik der verschiedenen Staatsverfassungen aufstellte. Merkwürdig genug legte aber dieser klare und tiefe Denker in demselben Werk und mehr noch in seiner »Démonomanie« (Par. 1581) eine auffallende Hinneigung zur Annahme einer allgebietenden Gewalt des Teufels und der Dämonen, zum Glauben an Hexerei und an den Einfluß der Gestirne auf die menschlichen Schicksale an den Tag. Der nach dem Tode des Herzogs von Ateneon 1584 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg trieb B. infolge der meuchlerischen Hinrichtung des Herzogs von Guise durch Heinrich III. zur Partei der Ligue. Da er aber auf die Absichten derselben nicht unbedingt eingehen wollte, wurde er bald von ihr ausgestoßen und als Ketzer angeklagt. Später unterwarf er sich Heinrich IV. Bemerkenswert ist seine erst in neuerer Zeit vollständig im Druck erschienene Schrift: »Heptaplomeres (oder Colloquium Heptaplomeres) de rerum sublimium arcanis abditis« (hrsg. von L. Noack, Schwerin 1857; vorher nur im Auszug von Guhrauer, Berl. 1841), ein unter sieben Disputanten verteilter Dialog über die bestehenden Religionsparteien, worin er seinen Standpunkt über allen Religionsparteien nahm und zeigte, daß jede auf Anerkennung ein Recht habe, sofern sie nicht gegen Staat, Sittlichkeit und Gottesfurcht streite. Von geringerer Bedeutung sind die übrigen Schriften Bodins: »Methodus ad facilem historiarum cognitionem« (Par. 1566); »Universae naturae theatrum« (Lyon 1596; franz., das. 1597); »Paradoxes, doctes et excellents discours de la vertu« (Par. 1604). Vgl. Baudrillart, Jean B. et son temps (Par. 1853); E. de Barthélemy, Etude sur Jean B. (das. 1876); Hancke, B. Studie über den Begriff der Souveränität (Bresl. 1894); Fournol, B., prédécesseur de Montesquieu (Par. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 132.
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