Brunhilde

[498] Brunhilde (Brünhilt; der erste Teil des Wortes bedeutet »Panzer«, der zweite »Kampf«), 1) in der deutschen Heldensage Königin von Isenstein, Gemahlin Gunthers, des Königs der Burgunden, feindselig gesinnt gegen Kriemhildens Gemahl Siegfried, dessen Ermordung durch Hagen sie veranlaßt. In der nordischen Fassung der Sage erscheint sie als Walküre; von Odin wegen Ungehorsams auf einem von Flammen (der Waberlohe) umgebenen Berg in Zauberschlaf versenkt, wird sie von Sigurd (Siegfried) erweckt. Vgl. Siegfried und Nibelungenlied.

2) (Brunichilde) Tochter des Westgotenkönigs Athanagild und der Goesuintha, wurde 567 mit Siegbert I. von Austrasien vermählt. Weil ihre Schwester Galsuintha von ihrem Gatten Chilperich von Neustrien auf Antrieb von dessen Buhlerin Fredegunde ermordet worden war, veranlaßte B. ihren Gemahl zum Kriege gegen Chilperich, wobei aber Siegbert 575 ermordet und B. gefangen ward. Sie lebte in Rouen und vermählte sich hier mit Chilperichs Sohn Merovech, der 577 umkam. Nach Chilperichs Tode (584) kehrte sie nach Austrasien zurück, besiegte hier einen Aufstand der Großen, trieb byzanzfreundliche Politik, übernahm nach dem Tode ihres Sohnes Childebert 596 die Vormundschaft ihrer Enkel Theuderich und Theudebert und suchte durch Beschränkung der Macht der Großen das Königtum zu stärken. Als Theudebert 611 von Theuderich getötet und auch dieser 613 gestorben war, wollte B. ihren Urenkel, Theuderichs ältesten Sohn, Siegbert II., auf den Thron erheben; die Großen aber riefen Chlotar von Neustrien herbei, der 613 B. gefangen nahm und nach langen Martern durch ein wildes Pferd zu Tode schleifen ließ.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 498.
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