Chilperich

[33] Chilperich, Name zweier fränk. Könige aus dem Geschlechte der Merowinger: 1) C. I., Chlothars I. Sohn, gewann nach des Vaters Tode (561) die tapfersten Franken, ging nach Paris und bestieg den Thron, mußte aber mit seinen Halbbrüdern Charibert, Guntram und Siegbert das Reich teilen und erhielt Aremorica und das salische Land mit Soissons. Doch nach und nach brachte er auch in den Gebieten seiner schwachen Brüder die eigentliche Gewalt an sich. Seine Gemahlin war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, Galsuintha, die aber seinem Kebsweib Fredegunde weichen mußte: Galsuintha wurde 567 ermordet, weshalb ihre Schwester Brunhilde (s.d. 2), die Gemahlin des austrasischen Königs Siegbert, diesen zum Kriege gegen C. antrieb, der von der Gefahr befreit war, als Fredegunde den Siegbert ermorden ließ (575). C. führte darauf mit seinem Bruder Guntram und seinem Neffen Childebert mehrere erfolglose Kriege. Er wurde 584 in Chelles bei Paris auf der Jagd ermordet. C. war ausschweifend, kein Freund der Kirche, daher von Gregor von Tours als Herodes und Nero bezeichnet, despotisch und grausam, machte aber lateinische Gedichte.

2) C. II., Childerichs II. Sohn, ward nach dem Tode seines Vaters (673) in ein Kloster gesteckt, aber, als Dagobert III. 715 gestorben, von den Neustriern zum Könige gewählt. Er verband sich 716 mit dem Friesenfürsten Ratbod gegen Karl Martell, den Majordomus von Austrasien, wurde jedoch von diesem geschlagen, ebenso 717 bei Vincy und 719 bei Soissons. C. floh zu Herzog Eudo von Aquitanien, ward aber nach Chlothars IV. Tode (719) von Karl als Scheinkönig anerkannt und starb 720.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 33.
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