[614] Nibelungenlied (Der Nibelunge Not), deutsches Heldengedicht, die Krone der mittelalterlichen volksmäßigen Poesie und die einzige epische Dichtung der Welt, die an Bedeutung den Homerischen Epen einigermaßen vergleichbar ist. Der stoffliche Inhalt des in 39 Abenteuer abgeteilten Gedichts ist, knapp zusammengefaßt, folgender: Siegfried, ein Königssohn aus den Niederlanden, kommt nach Worms an den Hof des Burgunderkönigs Gunther in der Absicht, um dessen Schwester Kriemhild zu freien. Bei seinem Eintritt erzählt Hagen, Gunthers Dienstmann, die frühern Taten Siegfrieds: daß er das Zwerggeschlecht der Nibelungen (s. d.) überwunden, den unermeßlichen Schatz derselben (den Nibelungenhort) samt der unsichtbar machenden Tarnkappe erworben und einen Lindwurm getötet habe, durch dessen Blut die Haut des Helden unverwundbar geworden sei. Nachdem Siegfried darauf König Gunther im Sachsenkriege beigestanden und für ihn Brunhilde, die heldenhafte Königin von Isenland, erkämpft hat, erhält er endlich Kriemhild zur Gemahlin. Als Brunhilde nach Worms gekommen, erwacht noch einmal ihr unbändiger Sinn; sie wehrt sich in der Hochzeitsnacht mit dämonischer Kraft gegen Gunthers Minne und wird erst in der folgenden Nacht durch Siegfried mit Hilfe seiner Tarnkappe für Gunther überwunden. Siegfried nimmt ihr zugleich Gürtel und Ring ab und übergibt beides seiner Gemahlin Kriemhild. In einem Streite zwischen den beiden Fürstinnen über den Rang und die Würdigkeit ihrer Gatten zeigt Kriemhild der Gemahlin Gunthers jene Schmucksachen zum Beweis, daß sie von Siegfried überwunden worden sei. Der tödlich beleidigten Brunhilde gelobt Hagen, sie durch Siegfrieds Ermordung zu rächen. Nachdem er auch Gunther für seinen Plan gewonnen, läßt er durch falsche Boten eine Kriegserklärung der Sachsen bringen, und Siegfried sagt seinen Beistand zu. Kriemhild, um ihren Gemahl besorgt, bittet Hagen, ihm im Kampfgetümmel beizustehen, und damit er ihn besser schützen könne, näht sie auf sein Gewand ein Kreuz auf die Stelle zwischen den Schultern, wo Siegfried beim Bad im Blute des Drachen durch ein darauf gefallenes Lindenblatt verwundbar geblieben war. Hagen läßt nun neue falsche Boten erscheinen, die friedliche Nachrichten bringen, worauf eine große Jagd im Wasgenwald (oder Odenwald) veranstaltet wird. Am Schluß derselben schlägt Hagen einen Wettlauf nach der nahen Quelle vor. Siegfried siegt, wird aber, während er sich zum Trinken niederbeugt, von Hagen meuchlings an der verwundbaren Stelle mit dem Speer durchbohrt. Als Kriemhild beim Erscheinen Hagens während der Leichenfeierlichkeit aus der Wunde des toten Gatten aufs neue Blut fließen sieht, erkennt sie in ihm Siegfrieds Mörder. In tiefster Trauer lebt sie nun in Worms. Mit den Brüdern kommt eine äußerliche Versöhnung zustande, Hagen wird davon ausgeschlossen und er entfacht aufs neue ihren Groll, indem er den Nibelungenhort, der auf seine Veranlassung nach Worms gebracht ist, heimlich in den Rhein versenkt, um sie aller Hilfsmittel zum Rachekampf zu berauben. Als daher 13 Jahre nach Siegfrieds Tode König Etzel von Ungarn durch den Markgrafen Rüdiger von Bechelaren um ihre Hand werben läßt und Rüdiger ihr seinen treuen Beistand gegen jeden Widersacher an Etzels Hofe gelobt, sagt sie trotz innerm Widerstreben zu, um endlich die Macht zur Rache zu erlangen. Wiederum nach 13 Jahren ladet sie die Burgunden, ihre Brüder und Hagen nach Ungarn zu einem Fest an Etzels Hof, und sie folgen der Einladung. Kriemhild fragt Hagen, ob er ihr den Nibelungenhort mitgebracht, worauf er mit höhnender Rede antwortet. Nach mannigfachen Bemühungen gelingt es Kriemhild, einen allgemeinen Kampf zum Ausbruch zu bringen zwischen Etzels Mannen und den Burgunden, die ihr Schicksal von dem des schuldigen Hagen nicht trennen wollen. In blutigem Streite fallen Gernot und Giselher nebst den burgundischen Helden, Rüdiger von Bechelaren und die Mannen Dietrichs von Bern, der bei Etzel weilt. Gunther und Hagen werden von Dietrich gefangen genommen und Kriemhild übergeben. Diese läßt Gunther das Haupt abschlagen und tötet mit eigner Hand Hagen, der das Geheimnis des Horts fest bewahrt, mit dem Balmung, Siegfrieds Schwert, und wird dafür von Hildebrand, Dietrichs Dienstmann, erschlagen. Die Trauer um die gefallenen Helden bildet den Inhalt der Klage (s. d., S. 87, 2. Spalte), eines Anhanges zum N. Eine ausführlichere, sehr schöne Nacherzählung des Inhalts des Nibelungenliedes bietet Uhland (»Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage«, Bd. 1, Stuttg. 1866).
Der in vorstehendem, im dürftigsten Umriß dargelegte Inhalt des Nibelungenliedes ist in dem Gedicht mit wundervoller Kraft, Anschaulichkeit und in hoher, oft freilich furchtbarer Schönheit verarbeitet. Der Geist, der in der Dichtung waltet, ist ein grunddeutscher; eine hochsittliche Idee, wenn auch eine im wesentlichen heidnisch-sittliche, beherrscht die Handlung, die in echt epischer Objektivität und großartiger Plastik sich entfaltet. Die Sagen, die in dem N. vereinigt sind (denn daß hier verschiedene altdeutsche Sagenkreise ineinander verschmolzen sind, unterliegt längst keinem Zweifel), waren »Gemeingut des deutschen Volkes in weitester Bedeutung des Ausdrucks«. Die ältesten poetischen Niederschläge der Nibelungensage sind in den Liedern der ältern Edda, die teilweise wohl bis in den Ausgang des 9. Jahrh. zurückreichen, aufbewahrt (s. Edda). Diese nordische Fassung wird wieder von Uhland schön wiedergegeben (a. a. O. S. 81); sie gewährt in sehr wesentlichen Punkten eine ursprünglichere Gestalt der Sage als das N. Unter anderm finden die Burgundenkönige hier nicht durch ihre Schwester den Tod (sie heißt hier Gudrun), sondern durch Attila (A m), den Etzel der deutschen Sage, der nach dem Nibelungenhort lüstern ist; Am selbst stirbt dann wieder durch Gudrun, die nach altgermanischer Weise Blutrache für die Brüder nimmt. Daß jedoch die Sage nicht ursprüngliches Eigentum des Nordens war, sondern von Deutschland dahin getragen worden, ist zuerst durch W. Grimm (»Die deutsche Heldensage«, 3. Aufl., Gütersl. 1889) dargetan worden. Die bis ins 12. Jahrh. in lebendigem Wachstum begriffene Sage besteht teils aus mythischen, teils aus historischen Elementen. Zu den erstern gehören die Gestalten Siegfrieds und der Brunhilde; die historische Grundlage bildet die Zeit der Völkerwanderung, insbes. die vernichtende Niederlage, die der Burgunderkönig Gundahari 437 durch die Hunnen erlitt, sodann der Umstand, daß Attila in der Brautnacht, die er mit der Ildico feierte, plötzlich am Blutsturz starb. Zur Geschichte der Nibelungensage vgl. besonders Lachmann, Zur Kritik der Sage von den Nibelungen (in seinen Anmerkungen zu der Ausgabe des Nibelungenliedes); Müllenhoff, Zur Geschichte der Nibelungensage (in der »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 10); Heinzel, Über die Nibelungensage (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. 109);[614] W. Müller, Mythologie der deutschen Heldensage (Heilbr. 1887); Symons in Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«, Bd. 3 (2. Aufl., Straßburg 1900).
Das während der ersten Jahrhunderte nach seiner Abfassung vielgelesene N. besitzen wir in zahlreichen Handschriften, von denen drei Pergamenthandschriften des 13. Jahrh. sind und unter der Bezeichnung A (Hohenems-Münchener), B (St. Galler) und C (Hohenems-Laßbergsche, jetzt in Donaueschingen) als die wichtigsten betrachtet werden. Während des 16. und 17. Jahrh. war das N. verschollen; nur ein einziger deutscher Gelehrter, der Österreicher Wolfgang Lazius (151465), hat es gekannt und daraus einige Strophen in seine »Geschichte der Völkerwanderung« aufgenommen. In den 50er Jahren des 18. Jahrh. entdeckte, angeregt durch Bodmer, der praktische Arzt Hermann Obereit auf dem Schlosse Hohenems im vorarlbergischen Rheintal eine Handschrift des Nibelungenliedes (vgl. Crueger, Der Entdecker der Nibelungen, Frankf. 1883), und Bodmer ließ aus ihr (der oben C genannten) den zweiten Teil u. d. T.: »Kriemhildens Rache« (Zürich 1757) abdrucken. Eine vollständige Ausgabe, deren erster Teil auf der andern Hohenemser Handschrift (A) beruht, erschien in des Schweizers Ch. H. Myller »Sammlung deutscher Gedichte aus dem 14.16. Jahrhundert« (Berl. 1782). Indes wurde die Bedeutung des Gedichts damals nur von sehr wenigen, unter denen der Historiker Johannes v. Müller obenan steht, erkannt. Erst durch Fr. Heinr. v. d. Hagens verdienstvolle Bemühungen wurde das N. Gegenstand allgemeinern Interesses und wissenschaftlicher Forschung. Auf dem Gebiet der letztern waren besonders K. Lachmanns Untersuchungen epochemachend. Durch F. A. Wolfs Theorie von der Entstehung der Homerischen Gedichte angeregt, unterzog Lachmann auch das N. einer mit großem Scharfsinn angestellten Prüfung in bezug auf seinen Ursprung. Er kam zu dem Ergebnis, daß in den verschiedenen erhaltenen Handschriften eine dreifache Gestalt des Gedichts vorliege: die verhältnismäßig älteste sei um 1210 abgeschlossen worden und in der einen der Hohenemser Handschriften (der Münchener, A) erhalten, eine erste erweiternde Bearbeitung von ihr liege in der St. Galler Handschrift (B) vor, eine zweite, vor 1225 verfaßt, in der andern Hohenemser (Laßbergschen) Handschrift (C). Lachmann suchte ferner zu erweisen, daß auch jene älteste Rezension der Handschrift A aus verschiedenen Stücken von ungleichem Alter bestehe. Einzelne Rhapsodien, deren Entstehung teilweise bis gegen 1190 zurückreiche, seien darin zu einem Ganzen zusammengeflossen und mit Unechtem gemischt worden. Bei der Auffindung dieses Unechten legte er ein bestimmtes Zahlensystem zugrunde, da er erkannt haben wollte, daß kleinere Abschnitte von je 7 Strophen (»Heptaden«) zu größern Ganzen zusammenträten. Solcher von verschiedenen Verfassern unabhängig gedichteten Lieder nahm er 20 an, sie nach sachlichen und sprachlichen Unterscheidungsmomenten ausscheidend und einzelne Strophen spätern Interpolatoren zuweisend. Jene 20 Lieder sollte dann ein »Ordner« zu Einem Gedicht, unserm »Lied von der Nibelunge Not«, zusammengefügt haben. Lachmanns Hypothese wurde zuerst (1854) von A. Holtzmann bekämpft, der nicht die kürzeste Fassung (A), sondern die ausführlichste (C) für die ursprünglichste erklärte, die Einheit des Gedichtes behauptete und dieses aus einer verlorenen Dichtung des 10. Jahrh. ableitete, die ein in der »Klage« als Aufzeichner der Geschichte der Nibelungen genannter Konrad, Schreiber des Bischofs Pilgrim von Passau, verfaßt haben sollte. Zu gleicher Beurteilung der Handschriften gelangten F. Zarnckes Nibelungenforschungen, und die Ausgaben des Nibelungenliedes von dem eben genannten Gelehrten (1856) und von Holtzmann (1857) sind, jener Wertschätzung entsprechend, auf den Text C gegründet. Mit einer neuen Hypothese über den Ursprung des Nibelungenliedes trat 1862 Fr. Pfeiffer hervor. Er sah in dem Kürenberger (s. d.), dessen Minnelieder dieselbe Strophenform zeigen wie das N., den Verfasser der gegen 1140 anzusetzenden verlornen Originaldichtung. Von dieser sei uns in C eine nach 1190 entstandene Überarbeitung erhalten, die in B und A weitere Veränderungen erfahren habe. Seiner Ansicht schloß sich Bartsch an, jedoch mit der Abweichung, daß er B und C für zwei voneinander unabhängige Bearbeitungen einer um 1170 entstandenen Redaktion der Dichtung Kürenbergs erklärte, deren jede die altertümlichen Reime der gemeinsamen Vorlage auf ihre Weise modernisiert habe, und zwar so, daß B dem Original näher stehe als C. Die Handschrift A sei eine Verschlechterung der Fassung B. Demgemäß schloß sich Bartsch in seiner Ausgabe des Nibelungenliedes vor allem der Handschrift B an. Während Lachmanns Nibelungenhypothese von Müllenhoff, Rieger, v. Liliencron, Scherer, v. Muth, Henning u.a. noch lange mit Eifer verteidigt und teilweise weiter ausgebaut wurde, ist sie in neuerer Zeit ziemlich allgemein aufgegeben. Aber auch Holtzmanns, Zarnckes und Pfeiffers Anschauungen sowie Bartschs Bearbeitungstheorie haben sich nicht zu behaupten vermocht. Nur darin hat sich Bartschs Auffassung bewährt, daß die Fassung B im großen und ganzen als der ursprünglichste von den erhaltenen Nibelungentexten anzusehen ist, wie besonders neuere Untersuchungen W. Braunes gezeigt haben. Was die Entstehung des Nibelungenliedes betrifft, so kann nicht bezweifelt werden, daß in ihm mannigfache Elemente verschiedenen Ursprungs verarbeitet sind; aber diese haben einen andern Charakter gehabt und sind viel durchgreifender und einheitlicher umgestaltet worden, als Lachmann annahm. Den Text alter Einzellieder aus der vorliegenden Überlieferung noch herauszuschälen ist unmöglich. Zu diesem Ergebnis führen auch trotz bedeutender Abweichungen ihrer Ansichten im einzelnen die Untersuchungen von W. Müller, Wilmanns, Kettner. Die überlieferte Dichtung wird im Anfang des 13. Jahrh. in Österreich verfaßt worden sein. Die sogen. Nibelungenstrophe besteht aus vier paarweise gereimten Verszeilen, deren jede in zwei Hälften mit je drei Vershebungen zerfällt: die erste Hälfte aber hat klingenden (weiblichen), die zweite stumpfen (männlichen) Ausgang; nur die zweite Hälfte der vierten Zeile hat vier Hebungen. Im Auftakt können zwei Silben stehen; die Senkungen sind einsilbig, können aber nach langer Hebung auch ganz fehlen, so daß zwei Hebungen nebeneinander zu stehen kommen. Vgl. Simrock, Die Nibelungenstrophe (Bonn 1858).
[Ausgaben, Übersetzungen etc.] Unter den ältern Ausgaben des Nibelungenliedes sind die noch jetzt wichtigen: »Der Nibelungen Lied«, zum erstenmal in der ältesten Gestalt aus der St. Galler Handschrift herausgegeben von v. d. Hagen (Berl. 1820); »Der Nibelunge Not und die Klage«, von K. Lachmann (das. 1826; 5. Aufl. 1878, 12. Abdruck des Textes 1901); »Zwanzig Lieder von den Nibelungen«, von Lachmann (das. 1840); weitere Ausgaben lieferten [615] Zarncke (Leipz. 1856; 6. Aufl. 1887; Schulausg., 8. Aufl., 14. Abdruck 1894), Holtzmann (Stuttg. 1857; Schulausg. mit Wörterbuch, 4. Aufl. 1901), Bartsch (Leipz. 1867, 6. Aufl. 1886; größere Ausg., das. 1875 bis 1876, 2 Bde.). Eine Prachtausgabe ist »Die Nibelunge«. Vollbilder und Buchschmuck von Sattler, Text nach Lachmann (Berl. 1904). Ein phototypischer Abdruck der Hohenems-Münchener Handschrift (A) mit Einleitung von Laistner erschien 1886 in München. Wörterbuch zum N. von Lübben (3. Aufl., Oldenb. 1877) und Bartsch (Leipz. 1880; Schulausg., 3. Aufl. 1887). Von den kritischen, historischen und erläuternden Schriften über das N. sind die bedeutendsten: Lachmann, Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelunge Not (Berl. 1816) und, Zu den Nibelungen und zur Klage, Anmerkungen (das. 1836); v. d. Hagen, Die Nibelungen (das. 1819); W. Müller, Versuch einer mythologischen Erklärung der Nibelungensage (das. 1841); Holtzmann, Untersuchungen über das N. (Stuttg. 1854) und Kampf um der Nibelungen Hort, gegen Lachmanns Nachtreter (das. 1855); Zarncke, Zur Nibelungenfrage (Leipz. 1854); Müllenhoff, Zur Geschichte der Nibelunge Not (Braunschw. 1855); Pfeiffer, Der Dichter des Nibelungenlieds (Wien 1862); Bartsch, Untersuchungen über das N. (das. 1865); Wilmanns, Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenlieds (Halle 1877) und Der Untergang der Nibelunge (Götting. 1903); Henning, Nibelungenstudien (das. 1883); Kettner, Die österreichische Nibelungendichtung (Berl. 1897); Braune, Die Handschriftenverhältnisse des Nibelungenliedes (Halle 1900); Boer, Untersuchungen über den Ursprung und die Entwickelung des Nibelungenliedes (das. 1906, Bd. 1). Ein Verzeichnis der Nibelungenliteratur findet sich in Zarnckes Ausgabe des Gedichts. Vgl. Fischer, Die Forschungen über das N. seit Lachmann (Leipz. 1874); R. v. Muth, Einleitung in das N. (Paderb. 1877); Lichtenberger, Le poème et la légende des Nibelungen (Par. 1891).
Die gelungensten deutschen Übersetzungen des Nibelungenliedes sind die von Simrock (Berl. 1827; 58. Aufl., Stuttg. 1906), Bartsch (2. Aufl., Leipz. 1880) und L. Freytag (3. Aufl., Berl. 1896). Andre Übertragungen verfaßten Pfizer (Stuttg. 1842), Braunfels (Frankf. 1846), Marbach (4. Aufl., Leipz. 1872), Gerlach (3. Aufl., Dresd. 1874), Schröter (Jena 1882; 2. Aufl., Berl. 1902, im Versmaß der Stanze), W. Hahn (Stuttg. 1884), Emil Engelmann (2. Aufl., das. 1889), Legerlotz (Bielef. 1891) u.a. Auch wurde das N. ins Holländische, Französische, Englische (z. B. von Birch, 4. Aufl., Münch. 1895), Italienische, Ungarische und Russische übersetzt. Eine Bearbeitung in deutschen Romanzen verfaßte Fr. Naumann (Leipz. 1866). Unter den selbständigen Dichtungen der Neuzeit sind Hebbels dramatische Trilogie »Die Nibelungen« (1862), die den ganzen im N. enthaltenen Stoff zur Darstellung bringt, dann Jordans epische Dichtung »Die Nibelunge« (1869) und R. Wagners vierteiliges Musikdrama »Der Ring des Nibelungen« (1863), die beide der nordischen Sage folgen, die bedeutendsten. Andre dramatische Behandlungen des gewaltigen Stoffes sind Fouqués Trilogie »Der Held des Nordens« (1808), Raupachs Tragödie »Der Nibelungen Hort« (1834), Dorns Oper »Die Nibelungen« (1855), die Dramen: »Brunhilde« von Geibel (1857), »Kriemhild« von Hosäus (1866), »Sigufried« von Ettmüller (1870), »Kriemhild« von Arnd-Kürenberg (1874), »Kriemhild« von Wilbrandt (1877) u.a. Vgl. H. v. Wolzogen, Der Nibelungenmythus in Sage und Literatur (Berl. 1876); Rehorn, Die deutsche Sage von den Nibelungen in der deutschen Poesie (Frankf. 1877); Stammhammer, Die Nibelungendramen seit 1850 (Leipz. 1878); Weitbrecht, Die Nibelungen im modernen Drama (Zür. 1893). Unter den bildlichen Darstellungen nehmen die von Amsler, Lips, Barth etc. gestochenen Zeichnungen von Peter Cornelius und die Fresken Schnorrs von Carolsfeld in der Residenz zu München den obersten Rang ein.
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