Busbecq

[648] Busbecq (spr. büs-), Ogier Ghiselinde, Staatsmann und Gelehrter, natürlicher Sohn von Georg Ghiselin, Herrn von B. (Bousbecque im Depart. Nord), geb. 1522 zu Comines in Flandern und von Karl V. legitimiert, gest. 28. Okt. 1592 auf Schloß Maillot bei Rouen, studierte die Rechte, besuchte 1554 England, verhandelte 1555 mit Sultan Soliman 11. zu Amasia und lebte 1556–62 als Gesandter Ferdinands I. in Konstantinopel. Nach seiner Rückkehr wurde er Erzieher der Söhne Maximilians II., begleitete 1570 die Erzherzogin Anna nach Madrid und kehrte 1571 zurück. Seit 1574 verwaltete er die Güter der Erzherzogin Elisabeth, Witwe des Königs Karl IX. Von seinen Schriften sind seine Reisebriefe »Itinera Constantinopolitanum et Amasianum« (später u. d. T.: »Legationis turcicae epistolae IV«, Par. 158 lu. ö.), worin er durch Darlegung der wirklichen Zustände des osmanischen Reiches die Angst vor den Türken vernichten half, und »Epistolae ad Rudolphum II. Imperatorem e Gallia scriptae« (hrsg. von Houwaert, Löwen 1630) am wichtigsten. Seine »Sämtlichen Werke« erschienen Leiden 1633 und Basel 1740. B., von scharfem Verstand und gründlicher Bildung, sammelte griechische Manuskripte (kaiserliche Bibliothek in Wien), alte Münzen, Medaillen, griechische Inschriften; auch entdeckte er die Nachkommen der Goten in Südrußland, in Angora das Monumentum Ancyranum und brachte Gewächse und Tiere nach Deutschland, von denen manche, z. B. der Flieder, die Tulpe, einheimisch geworden sind. Vgl. Forster und Daniell, Life and letters of Ogier Ghiselin de B. (Lond. 1881, 2 Bde.); Hirschfeld, Ein deutscher Gesandter bei Soliman d. Gr. (in »Nord und Süd«, Heft 28,1884); Viertel, Busbecks Erlebnisse in der Türkei (Götting. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 648.
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