Cassĭus

[798] Cassĭus, 1) Spurius C. Viscellinus, Urheber des ersten röm. Ackergesetzes, siegte als Konsul 502 über die Sabiner und schloß während seines zweiten Konsulats 493 ein beide Teile gleichstellen des Bündnis mit den Latinern. Als er aber in seinem dritten Konsulat (486) den Antrag stellte, den Plebejern Anteil an neuerworbenem, von den Patriziern in Besitz genommenem Gemeindeland zuzugestehen, wurde er nach Ablauf seines Amtes (485) vor den Kuriatkomitien wegen Strebens nach der Königsherrschaft angeklagt und vom Tarpejischen Felsen hinab gestürzt, nach andern von dem eignen Vater getötet.

2) Gajus C. Longinus, Mitglied der Verschwörung gegen Cäsar, war 53 v. Chr. Quästor des M. Crassus in Syrien, rettete nach dessen Niederlage die Überreste des römischen Heeres und schlug 52 und 51[798] die Einfälle der Parther in römisches Gebiet zurück. Nach Rom zurückgekehrt, entging er einer Anklage auf Erpressung nur durch die damaligen Wirren, schloß sich 49 als Volkstribun der Senatspartei an und schlug als pompejanischer Flottenbefehlshaber bei Sizilien einen Teil der Cäsarianischen Flotte. Nach der Schlacht bei Pharsalos ergab er sich Cäsar, wurde begnadigt und zum Legaten ernannt. Obwohl Cäsar ihm mißtraute, übertrug er ihm 44 auch die Prätur; aber weil der an Jahren jüngere Brutus die städtische Prätur erhielt, fühlte sich C. zurückgesetzt und wurde auch dadurch zur Verschwörung gegen Cäsar veranlaßt. Nach dessen Ermordung hielt er sich erst einige Monate außerhalb Roms in Italien auf, dann begab er sich nach der ihm noch von Cäsar zugewiesenen Provinz Syrien, vereinigte sich dort mit Brutus (s.d. 2) und zog mit ihm nach Makedonien. Bei Philippi durch die Geschicklichkeit des Antonius zur Schlacht genötigt, wurde C. geschlagen; infolge eines Mißverständnisses glaubte er auch Brutus besiegt, der unterdes das Lager Oktavians erobert hatte, und ließ sich von einem Freigelassenen töten, von seinem Freund als der »letzte Römer« beweint.

3) Quintus C. Longinus, Bruderssohn von C. 2), ging als Quästor des Pompejus 54 v. Chr. nach Spanien, machte sich aber hier durch Raubsucht und Härte verhaßt. 49 stand er als Volkstribun auf Cäsars Seite; er führte dessen Sache bei den Senatsverhandlungen in den ersten Tagen des Jahres, floh 6. Jan. mit M. Antonius zu Cäsar und begleitete ihn nachher nach Spanien. Hier von Cäsar zum Statthalter des jenseitigen Spanien gemacht, mußte er wegen der durch seine Erpressungen erregten Erbitterung der Provinzialen und selbst seiner Soldaten die Provinz 47 verlassen. Auf der Rückreise nach Rom fand er an der Ebromündung durch Schiffbruch den Tod.

4) C. Parmensis (nach seinem Geburtsort Parma), einer von Cäsars Mördern und 43 als Flottenführer für Brutus und Cassius an der Küste von Asien tätig. Nach der Schlacht bei Philippi schloß er sich mit seinen Schiffen Sextus Pompejus, dann Antonius an und wurde, als er von Aktion nach Athen geflohen war, (31) auf Befehl des Oktavian, den er durch Schmähschriften beleidigt hatte, hingerichtet. Er war auch Dichter und schrieb (nicht erhaltene) Tragödien, Satiren, Elegien u. a.

5) C. Severus, bedeutender Redner zur Zeit des Augustus, wurde wegen seiner maßlosen Schmähschriften gegen vornehme Männer und Frauen 7 n. Chr. nach Kreta, dann nach der Insel Seriphos verbannt, wo er 32 n. Chr. im tiefsten Elend starb.

6) C. Avidius, s. Avidius.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 798-799.
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