Charlet

[887] Charlet (spr. scharlä), Nicolas Toussaint, franz. Maler und Zeichner, geb. 20. Dez. 1792 in Paris, gest. daselbst 30. Dez. 1845, war unter dem Kaiserreich Schreiber, verlor aber unter der Restauration seine Stelle und studierte nun in dem Atelier des Malers Gros. Er begann mit Darstellungen aus dem Soldatenleben, wobei es ihm gelang, den Grenadier der Zeit Napoleons in packender Wahrheit hinzustellen. Sein Grenadier von Waterloo und seine Episoden aus dem russischen Feldzuge waren epochemachend. Sein eigentliches Feld war jedoch die humoristische Darstellung von Figuren aus dem Leben seiner Zeit (Straßenjungen, Marktweiber, Arbeiter, Portiers etc). Dadurch[887] schuf er sich allmählich ein eignes Genre, worin ihn niemand von den Zeitgenossen erreichte. Seine Kompositionen sind frei von Übertreibung, voll Geist und Naivität, Meisterstücke des satirischen Witzes, und die Unterschriften so treffend, daß manche dramatische Autoren die Grundidee ihrer Stücke von C. entlehnt haben. Seine Zeichnungen und Lithographien sind sehr zahlreich. Von seinen Gemälden sind eine Episode aus dem russischen Feldzug (Museum zu Versailles), Moreaus Übergang über den Rhein (Museum zu Lyon), ein Zug von Verwundeten (Museum von Bordeaux) und ein Grenadier der Garde (im Louvre) besonders hervorragend. Vgl. Dayot, C. et son œuvre (Par. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 887-888.
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887 | 888
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