Chassérian

[897] Chassérian (spr. schasseriō), Theodor, franz. Maler, geb. 1819 in San Domingo, gest. 1856 in Paris, studierte in Paris unter Ingres, machte 1840 eine Reise nach Italien, wo er eine Neigung für die arkadische Landschaft idealen Stils faßte, und wandte sich dann der mythologischen, allegorischen und religiösen Malerei zu. Seine ersten Werke: Venus Anadyomene, die gefesselte Andromeda und die gefangenen Trojanerinnen und die Wandgemälde in der Kirche St.-Merri (1843, zwei Darstellungen aus der Geschichte der heil. Maria von Ägypten), zeigen den klassizistischen Stil von Ingres, aber mit dem Bestreben, diesen Stil mit dem Kolorit der Romantiker zu verbinden. Dieses Bestreben trat noch stärker in dem Hauptwerk seines Lebens hervor, den mit heißem Öl auf die Wand gemalten allegorischen Darstellungen (Krieg, Friede, Handel, Gesetz, Gerechtigkeit etc.) im Treppenhause des Rechnungshofes in Paris (1844–48, während des Aufstandes der Kommune 1871 durch Brand zerstört und nur noch in geringen Überresten vorhanden). In diesen Wandgemälden erscheint er als ein Vorläufer der monumentalen Hellmalerei, die durch Puvis de Chavannes ihre weitere Ausbildung erfahren hat. Eine Reise nach dem Orient bestimmte ihn, sich noch enger an die Romantiker, besonders an Delacroix, anzuschließen. Von seinen übrigen Gemälden sind noch hervorzuheben: Arabische Reiter, nach dem Kampf ihre Toten fortschleppend; arabische Häuptlinge, sich zum Kampfe reizend; Judensabbat in Konstantine; Inneres eines Harems; Macbeth und die Hexen; Tepidarium in Pompeji (1853) und die keusche Susanne (beide im Louvre zu Paris). Vgl. Bouvenne, Théodore C., souvenirs et indiscrétions (Par., o. I.); Valbert-Chevillard, Un peintre romantique, Théodore C. (das. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 897.
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