Clementi

[190] Clementi, Muzio, Komponist, geb. 1752 in Rom, gest. 10. März 1832 zu Evesham in Warwickshire (England), war schon als Knabe von 14 Jahren durch tüchtige Lehrer (Buroni, Carpini, Santarelli) so weit vorgebildet, daß er die Bewunderung eines reichen Engländers (Bedford) erweckte, der die Sorge für seine fernere Zukunft übernahm und ihn 1766 nach London brachte. 1773 erschien seine erste Klaviersonate Op. 2 im Druck, 1777–80 fungierte er als Akkompagnist der Italienischen Oper, von 1780 an trat er als Klaviervirtuos öffentlich auf und begann seine Konzertreisen auf dem Kontinent und bestand unter andern 1781 ehrenvoll in Wien vor dem Kaiser einen Wettkampf mit Mozart. Das Klavierspiel und die Klavierkomposition erhielt durch C. einen ungeahnten Aufschwung, der in natürlichen und direkten Wechselbeziehungen zu dem Aufschwung des Pianofortebaues steht. C. selbst übernahm 1798 die früher Longman und Brodieripsche Pianofortefabrik, indem er sich mit F. W. Collard assoziierte, der die Fabrik später allein fortführte. Die Anbahnung einer der gesteigerten Klangfähigkeit der Instrumente entsprechenden Klaviertechnik ist Clementis persönliches Verdienst, und seine Klaviersonaten bilden ein hochwichtiges Zwischenglied zwischen Mozart und Beethoven; schon der spätere Haydn wandelte durchaus in den Bahnen Clementis. Das gesamte moderne Klavierspiel läuft auf C. zurück, zu dessen Schülern J. B. Cramer, Ludw. Berger, John Field, I. Moscheles und Fr. Kalkbrenner zählen. Seine Werke sind fast ausnahmslos für Klavier bestimmt, nämlich 106 Sonaten (davon 46 mit Begleitung von Violine oder Flöte und Violoncello), 2 Duos für zwei Klaviere, 4 Sonaten zu vier Händen, eine Toccata, 3 Kapricen, 24 Walzer, verschiedene andere Klavierstücke und der als Unterrichtswerk bis heute hochgeschätzte, ja unentbehrliche, in verschiedenen Neuausgaben (unter andern in Auswahl von Tausig, auch von Riemann) erschienene »Gradus ad Parnassum«. Seine Orchesterkompositionen sind nicht im Druck erschienen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 190.
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