Mozart

[202] Mozart, Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb, gewöhnlich Wolfgang Amade genannt, Komponist, geb. 27. Jan. 1756 in Salzburg, gest. 5. Dez. 1791 in Wien, hatte das große Glück, der Sohn eines zugleich hochgebildeten und selbstlosen Musikers zu sein, der sein musikalisches Genie in der sorgfältigsten und umsichtigsten Weise von frühester Kindheit an hütete und leitete. Der Vater Leopold M. (geb. 14. Nov. 1719 in Augsburg, gest. 28. Mai 1787 in Salzburg), Hofkomponist und seit 1762 Vizekapellmeister des Erzbischofs von Salzburg, ist nicht nur der Verfasser einer noch heute geschätzten Violinschule (1756), sondern war auch als Komponist von Symphonien, Konzerten und kirchlichen Vokalsachen hoch angesehen, hörte aber auf zu komponieren, als er in seinem Sohn einen Meister erwachsen sah. Bereits im sechsten Jahre komponierte dieser kleine Stücke für Klavier und war im Spiel so weit vorgeschritten, daß der Vater sich 1762 entschloß, mit dem Wunderknaben und dessen fünf Jahre älterer, gleichfalls Klavier spielenden Schwester, Maria Anna, zu reisen. Der erste Ausflug ging nach München, der zweite im Herbst d. J. nach Wien, wo Kaiser Franz I. den Knaben mit Gunstbezeigungen überschüttete. 1763–66 wandten sie sich durch Bayern, die Rheinprovinzen, die Niederlande nach Paris, wo sich der achtjährige M. vor dem König und dem ganzen Hof auf der Orgel hören ließ und seine ersten Kompositionen, vier Violinsonaten, veröffentlichte. Während eines anschließenden Aufenthalts in England komponierte M. weitere sechs Violinsonaten, die in London gestochen und der Königin gewidmet wurden (vgl. C. F. Pohl, M. in London, Wien 1867). In London prüfte J. S. Bachs jüngster Sohn, Joh. Christian Bach, einer der historisch bedeutsamsten Komponisten der Zeit des Übergangs zum modernen Stil, den Knaben. Den Sommer des nächsten Jahres verlebte die Familie in Flandern, Brabant und Holland. Hier mit seiner Schwester durch heftige Erkrankung mehrere Monate lang an das Bett gefesselt, schrieb M. wiederum sechs Violinsonaten, die er der Prinzessin von Nassau-Weilburg widmete. 1766 kehrten sie über Paris und Lyon durch die Schweiz und Schwaben nach Salzburg zurück, wo M. während der beiden folgenden Jahre seine Kompositionsstudien mit Eifer fortsetzte. Auf einer neuen Reise nach Wien komponierte er im Auftrag des Kaisers Joseph II. seine erste komische Oper: »La finte semplice« (1768), deren Ausführung hintertrieben wurde. Dagegen komponierte und dirigierte der junge Künstler zur Einweihung der Waisenhauskirche in Wien eine solenne Messe in Gegenwart des Hofes, und im Hause des musikliebenden Schuldirektors Mesmer gelangte die Operette »Bastien und Bastienne« zur Darstellung. 1769 wurde M. zum Konzertmeister am salzburgischen Hof ernannt. Anfang 1770 unternahm er mit seinem Vater eine Reise nach Italien, wo Sammartini in Mailand, Padre Martini in Bologna und Volletti in Padua sich von der Ausnahmebegabung des Knaben überzeugten, der vom Papst zum Ritter vom goldenen Sporn ernannt und in die philharmonische Akademie zu Bologna aufgenommen wurde. In Rom schrieb M. das neunstimmige »Miserere« von Allegri nach einmaliger Anhörung am Mittwoch der Karwoche nieder. In Mailand, wo er gegen Ende Oktober 1770 anlangte, komponierte er die Oper »Mitridate«, die schon 26. Dez. unter seiner Leitung über die Bühne ging und 20mal hintereinander ausgeführt wurde. Weiter schrieb er für Mailand das Festspiel »Ascanio in Alba« (1771) und kehrte dann, nachdem er noch Venedig und Verona besucht, nach Salzburg zurück. Hier komponierte er zur Einführung des neuen Erzbischofs von Salzburg 1772 Metastasios »Il sogno di Scipione« und begab sich noch Ende 1772 abermals nach Mailand, wo seine Oper »Lucio Silla« zur Ausführung kam. Wieder nach Salzburg zurückgekehrt, vollendete er die komische Oper »La finta giardiniera« (für München 1775) und die Festoper »Il re pastore« (für Salzburg), denen sich im Laufe der folgenden Jahre noch verschiedene Kirchenkompositionen, die Musik zum Drama »Thamos« und die Operette »Zaide« anschlossen. Inzwischen hatte ihm der Mangel an künstlerischer Anregung und die geringschätzige Behandlung des Erzbischofs den Aufenthalt in Salzburg verleidet. und er begab sich 1777 wieder auf Reisen, doch blieben seine Anstrengungen in München, in Mannheim und in Paris, eine Anstellung zu erhalten, erfolglos, und enttäuscht kehrte er nach Salzburg zurück, nachdem er in Paris die ihn begleitende Mutter durch den Tod verloren hatte (3. Juli 1778). 1779 wurde er zum Hoforganisten in Salzburg ernannt. Sein nächstes größeres Werk war die Oper »Idomeneo re di Creta« für München (1781), in welchem Werk er sichtlich von den Wegen der italienischen Oper abwich und, im Anschluß an die französische Glucks, kräftigere Töne anschlug. Noch in demselben Jahre zwang ihn die Rücksichtslosigkeit seines Fürsten, die Salzburger Stellung aufzugeben; er siedelte nun nach Wien über, wo er sich im nächsten Jahre mit Konstanze Weber, einer Schwester seiner ersten Jugendliebe, der Sängerin Aloysia Weber, später verehelichten Lange, vermählte. In Wien schrieb er auf speziellen Wunsch Kaiser Josephs II. für das Nationalsingspiel die deutsche Oper »Belmonte und Konstanze, oder die Entführung aus dem Serail«, deren Aufführung schließlich nur durch speziellen Befehl des Kaisers zustande kam, so stark waren wiederum die Intrigen. Selbst die 1785 zuerst ausgeführte Oper »Figaros Hochzeit« wurde fast durch die absichtlich schlecht singenden Italiener zu Falle gebracht. M. feierte daher seinen ersten vollen Triumph als Opernkomponist mit »Don Juan«, der bei der ersten Aufführung 1787 in Prag mit Jubel aufgenommen (vgl. Procházka, M. in Prag, Prag 1892), aber in Wien ebenfalls geraume Zeit gegen die Intrigen der italienischen Sänger und die Gleichgültigkeit des Publikums zu kämpfen hatte, bis es seinem vollen Wert nach erkannt wurde. Im folgenden Jahr entstanden außer andern Instrumentalsachen seine drei Meistersymphonien in Es dur, G moll und C durJupiter-Symphonie«). In diese Zeit fällt eine Reise Mozarts über Dresden nach Leipzig und Berlin. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen bot ihm die Stelle eines Kapellmeisters mit einem Jahrgehalt von 3000 Taler an; aber M., wiewohl er in Wien mit dem Titel eines kaiserlichen Kammerkomponisten seit 1789 eine Besoldung von nur 800 Gulden bezog, antwortete ihm: »Kann ich meinen guten Kaiser verlassen?« Letzterer beauftragte ihn nach der Rückkehr mu der Komposition der Oper »Così fan tutte« (1790) und versprach ihm, daß in Zukunft auf ihn Bedacht genommen werden solle; aber das bald darauf erfolgte Ableben Josephs II. vernichtete jede Hoffnung Mozarts[202] auf eine Verbesserung seiner Lage. 1791 komponierte er für seinen in Schulden geratenen Freund Schikaneder die Oper »Die Zauberflöte«, für die Krönungsfeierlichkeiten des Kaisers Leopold II. die Oper »La clemenza di Tito« und sein »Requiem«, letzteres für die verstorbene Gräfin Walsegg, deren Gemahl es bei M. bestellt hatte. Es war des Künstlers letzte Arbeit (vgl. J. Ev. Engls Festschrift zur M.-Zentenarfeier, Salzb. 1891). Noch in seinen Phantasien mit dieser Komposition beschäftigt, starb M. im 36. Jahre seines Lebens. Nur wenige Freunde gaben ihm das letzte Geleit, und selbst diese kehrten des schlechten Wetters wegen auf halbem Weg um. Da M. nur ein Armenbegräbnis erhielt, konnte später nur mit Mühe sein Grab festgestellt werden (s. unten).

Mozarts Charakter als Mensch war von einer fast sprichwörtlich gewordenen Gutherzigkeit und Naivität. Hilfreich gegen alle Welt, neidlos gegenüber seinen vom Glück begünstigten Kunstgenossen, hatte er seinen eignen Vorteil so wenig im Auge, daß er zeit seines Lebens mit Mangel kämpfen mußte. Dabei war er von einer unglaublichen Arbeitskraft, besonders in seinen letzten Lebensjahren. Er hat im ganzen 626 Werke hinterlassen (vgl. v. Köchel, Chronologischthematisches Verzeichnis sämtlicher Werke W. A. Mozarts, 2. Aufl. von Graf Waldersee, Leipz. 1905), darunter 20 Messen etc., 8 Litaneien und Vespern, 40 Offertorien, Hymnen und andre geistliche Gesangstücke, 17 Orgelsonaten, 10 Kantaten mit Orgelbegleitung, 23 Opern, über 100 Arien und Lieder mit Orchester- und Klavierbegleitung, 23 Kanons für 2–12 Stimmen, 22 Klaviersonaten, über 50 andre Klavierstücke, 45 Sonaten für Klavier und Violine, 11 Trios, Quartette etc. mit Klavier, 48 Kammermusikstücke für Streichinstrumente, 49 Symphonien, gegen 100 kleinere Werke für Orchester und 55 Konzerte. Eine solche Fruchtbarkeit in einem so kurzen Leben, von dem die Reisen zwei Drittel in Anspruch genommen, ist um so bewunderungswürdiger, als M. auch übrigens durch seine Dienstpflichten und Lektionen so vielfach vom Komponieren abgezogen wurde, daß er meist nur die frühen Morgenstunden oder die Nacht dazu verwenden konnte.

Die unvergängliche Größe Mozarts beruht in der durch ihn vollzogenen glücklichen Verschmelzung italienischer Melodiosität mit deutscher Gemütstiefe. Wenn auch die höchste Steigerung der musikalischen Ausdrucksmittel auch zur Darstellung der die tiefsten Tiefen des Seelenlebens aufrührenden Leidenschaft seinen Nachfolgern, vor allem Beethoven, vorbehalten blieb, so gelangte doch der homophone Stil unbestritten mit M. zuerst auf den Gipfel klassischer Vollendung. Als Opernkomponist ist M. eine Ergänzung Glucks, sofern er die komische Oper derselben Stufe künstlerischer Durchbildung zuführte, wie Gluck die tragische, und damit vollends den Italienern das Zepter entwandte, das sie fast zwei Jahrhunderte geführt. Ist in seinen frühesten Opern noch der Anschluß an die Italiener deutlich fühlbar, so ist er mit »Così fan tutte«, »Figaro« und »Don Juan« mit Singspielen über dieselben hinweggegangen trotz der italienischen Texte mit ihren Konventionalitäten und Schwächen und hat mit der »Entführung« und »Zauberflöte« die Grundsteine zur kräftigen Entwickelung einer nationalen Oper gelegt, obgleich auch diesen nichts weniger als bedeutende Libretti zugrunde liegen. Das lautere Gold der Musik, in das er alle gefühlsechten Momente der Dichtungen gefaßt hat, überstrahlt deren tote Partien mit seinem Glanze. Wenn auch eigentliche Tragik in der komischen Oper selbstverständlich ausgeschlossen ist, so hat er es doch verstanden, auch in »Figaro« und »Don Juan« über das bloße frivole Spielen mit den Problemen des Seelenlebens hinauszukommen und den Grundton deutschen Empfindens zur Geltung zu bringen. Am fremdesten ist von allen Opern aus Mozarts Periode voller künstlerischen Reise der »Titus« geblieben, in dem der Text Metastasios auch ihn noch einmal wieder in das Gleis der abgelebten italienischen Opera seria zurückriß. Dagegen ist der alberne Schikanedersche Text der »Zauberflöte« für M. zu dem unsichtbaren Faden geworden, auf dem er eine Kette köstlichster deutscher Liedperlen aufreihte. Den Opern Mozarts (denen noch das Lustspiel mit Musik »Der Schauspieldirektor« nachzutragen ist) schließt sich zunächst eine große Zahl (über 40) detachierte Arien an.

Aus der großen Zahl der kirchlichen Vokalwerke Mozarts (15 Messen, 9 Offertorien etc.), die bei aller Meisterschaft in der Handhabung der Form doch am stärksten das Gepräge der Zeit verraten, heben sich mit der Bedeutung unvergänglicher Denkmäler seiner herzlichen Frömmigkeit und unverfälschten Empfindung das »Requiem« und das »Ave verum« heraus. Als Liederkomponist ist M. nicht bahnbrechend geworden; doch zeigt seine Komposition des Goetheschen »Veilchen« deutlich genug, was er als Liederkomponist geschaffen haben würde, wenn ihm ein solcher Schatz lyrischer Dichtungen zur Verfügung gewesen wäre, wie ihn einige Jahrzehnte nach seinem Tode Franz Schubert vorfand. Am größten aber, größer sogar als in seinen Opern, ist M. als Instrumentalkomponist; da steht er unvergänglich inmitten des leuchten den Dreigestirns der Klassiker der Instrumentalmusik: Haydn-M.-Beethoven. Wenn auch die fortschreitende Geschichtsforschung mehr und mehr die Wurzeln der Kunst Haydns und Mozarts aufdeckt, so steht doch M., noch mehr als Haydn, inmitten dieser neuen Entwickelung plötzlich als ein Großer da, dessen Werke den Stempel der Vollendung tragen, so daß er, obgleich ein viertel Jahrhundert nach Haydn geboren und zunächst sich an diesen anschließend, für Haydns weiteres Schaffen starke Anregungen gibt. Die Herübernahme des kantabeln Elements auch in seinen bewegtern figurativen Formen aus der weltlichen Vokalkomposition (Oper, Kantate, Kammerduett) in den Instrumentalsatz ist zwar nach dem Vorgange Pergoleses besonders durch die ältere Mannheimer Schule (Johann Stamitz, Fr. X. Richter) bereits in umfassender Weise durchgeführt, die auch mit der Hervorziehung der Blasinstrumente aus ihrer untergeordneten Rolle im Orchester und mit der Ausbeutung buntwechselnden Stimmungsausdrucks und den soliden Ausbau der thematischen Arbeit der einzelnen Sätze und der Sätzeordnung der Sonate und Symphonie epochemachend wurden und somit nicht nur die Formen, in denen Haydn und M. schufen, sondern auch ihren Stil bestens vorbereiteten. Aber welch ein Abstand zwischen dem Inhalt der reisen Werke Mozarts und derjenigen seiner Vorgänger auf diesen Gebieten. Obenan stehen seine Symphonien, besonders die vier letzten, in D dur (ohne Menuett), Es dur, G moll und C durJupiter«), neben denen aber einzelne seiner (erheblich früher geschriebenen) Divertimenti und Serenaden einen Ehrenplatz behaupten. Als völlig ebenbürtig steht M. auch zwischen Haydn und Beethoven mit seinen Kammermusikwerken, besonders den Streichquartetten und Streichquintetten; auch seine Violinsonaten, Klaviertrios, Klavierquartette[203] und das Quintett mit Blasinstrumenten in Es dur sind dauernd wertvoll und wirksam, wenn auch die weitere Steigerung der Klaviertechnik dieselben gegenüber denen Beethovens stark in Schatten gerückt hat. Auch seine Soloklavierwerke (17 Sonaten, 4 Phantasien) und die Klavierkonzerte sind wohl auf dem Repertoire der Konzertspieler nur noch selten zu finden, behalten aber dauernd ihren hohen Wert als gediegenstes Bildungsmaterial des musikalischen Geschmackes. – Eine vollständige, kritisch durchgesehene Ausgabe der Werke Mozarts veranstalteten 1876–86 Breitkopf u. Härtel in Leipzig. Mozarts Leben beschrieb zuerst Niemtschek (Prag 1798, 2. Aufl. 1808; Neudruck, das. 1905), dann, mit Benutzung von Familienpapieren, der zweite Gatte von Mozarts Witwe (s. unten), G. N. v. NissenBiographie Mozarts«, Leipz. 1828), der Russe Ulibischew (Mosk. 1843; deutsch, 2. Aufl., Stuttg. 1859, 4 Bde.), E. HolmesLife and correspondance of M.«, Lond. 1845, neue Ausg. 1878), mit epochemachender Gründlichkeit und Begeisterung aber Otto Jahn (»W. A. Mozart«, das Hauptwerk über M., Leipz. 1856–59, 4 Bde.; 4. Aufl. von Deiters, 1905 f., 2 Bde.). Vgl. auch Nohl, Mozarts Leben (3. Aufl. von Sakolowski, Berl. 1906); Meinardus, M., ein Künstlerleben (das. 1882), und O. Fleischer, Mozart (das. 1899). Nohl gab auch die Briefe Mozarts (2. Aufl., Leipz. 1877) und »M. nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen« (das. 1879) heraus. Weitere Briefe der Witwe und der Schwester Mozarts veröffentlichte Nottebohm in »Mozartiana« (Leipz. 1880).

[Denkmäler, Familie.] Das Grab Mozarts auf dem Wiener Zentralfriedhof schmückt ein Denkmal von Hanns Gasser, das von der frühern Ruhestätte Mozarts auf dem St. Marxer Friedhof (hier 5. Dez. 1859 enthüllt) dahin übertragen worden ist. 1896 wurde in Wien auf dem Albrechtsplatz, beim Opernhaus, ein Marmorstandbild Mozarts, von Tilgner (s. Tafel »Wiener Denkmäler II«), aufgestellt. In Salzburg wurde bereits 4. Sept. 1842 seine Erzstatue (von Schwanthaler) enthüllt. Von den vorhandenen Bildnissen Mozarts ist das angeblich von Tischbein gemalte neuerlich als irrig nachgewiesen; ein Medaillonbildnis, mit Silberstift auf Elfenbeinkarton gezeichnet, von Doris Stock, befindet sich jetzt in der Musikbibliothek Peters in Leipzig (s. die Reproduktion auf unsrer Tafel »Deutsche Tondichter I« beim Artikel »Musik«); ein aus früherer Zeit stammendes, in Buchsbaum geschnittenes Medaillon von Posch befindet sich nebst einem Gesamtbild der Familie M. (1780 von della Croce gemalt) im Mozarteum (s. d.) zu Salzburg.

Mozarts Witwe, der Kaiser Leopold II. eine Pension von 260 Gulden bewilligte, verheiratete sich 1809 mit dem dänischen Etatsrat Georg Nikolaus v. Nissen (dem Biographen Mozarts, s. oben), ward 1826 zum zweitenmal Witwe und starb 6. März 1842 in Salzburg. – Mozarts Schwester Maria Anna, geb. 30. Juli 1751, war ebenfalls ein musikalisches Talent, trat auf den Kunstreisen der Familie 1762 bis 1766 als Klaviervirtuosin auf, lebte dann bei ihrer Mutter in Salzburg und verheiratete sich 1784 mit dem Freiherrn von Berchthold zu Sonnenberg. Nach dessen Tode (1801) kehrte sie nach Salzburg zurück, wo sie, seit 1820 erblindet, 29. Okt. 1829 starb. Mozarts ältester Sohn, Karl, geb. 1784, starb 1859 in Mailand als Steuerbeamter. Sein zweiter Sohn, Wolfgang Amadeus, geb. 26. Juli 1791 in Wien und von Neukomm und Albrechtsberger in der Musik gebildet, trat im 14. Jahr zum erstenmal als Virtuose und Komponist auf, ging dann 1808 nach Galizien, wo er als Privatlehrer auf dem Lande, seit 1823 in Lemberg wirkte, gründete daselbst 1826 einen Cäcilienverein und übernahm später die Kapellmeisterstelle am dortigen Theater. Er starb 30. Juli 1844 in Karlsbad. Seine Kompositionen (zwei Klavierkonzerte, ein Streichquartett, Sonaten, Variationen etc.) sind nicht von Bedeutung. Sein Leben beschrieb Jos. Fischer (Karlsbad 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 202-204.
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