[253] Condillac (spr. kongdijack), Etienne Bonnot de Mably de, franz. Philosoph, geb. 30. Sept. 1715 in Grenoble, gest. 3. Aug. 1780 auf seinem Landgut Flux bei Beaugency, aus einer adligen Familie, ward als Abbé Instruktor des Infanten von Parma, nach maligen Herzogs Ferdinand, 1768 Mitglied der französischen Akademie. Sein vorzüglichstes Werk war: »Traité des sensations« (Lond. u. Par. 1754; deutsch von Johnson, Berl. 1870); dann folgten: »Traité des animaux« (Amsterd. 1755); »Cours d'étude de l'instruction du prince de Parme« (Zweibrücken 1782); »La logique, ou les premiers développements de l'art de nenser« (Par. 1781); aus seinem Nachlaß: »La langue des calculs« (1798, neue Ausg. 1877). Seine »Œuvres complètes« erschienen öfters (zuerst Par. 1798, 23 Bde.; dann 1803, 32 Bde.; 1824, 16 Bde.). C. ist der Begründer des Sensualismus, indem er nicht mehr, wie vorher mit Locke, die innere Wahrnehmung als eine zweite Erkenntnisquelle neben der äußern gelten ließ, sondern aus der letztern als einziger Quelle alle Vorstellungen als[253] Umbildungen der Sinneswahrnehmung (sensations transformées) genetisch abzuleiten suchte. Ungeachtet diese Lehre von den Materialisten der Enzyklopädie (Diderot, d'Alembert, Holbach) eifrig ergriffen wurde, war C. selbst ein Gegner des Materialismus, da die Materie ausgedehnt und teilbar sei, das Empfinden (und Denken) aber ein einheitliches Substrat (ein einfaches Seelenwesen) voraussetze. Condillacs Psychologie hat in Frankreich und England großen Einfluß geübt. Vgl. Saltykow, Die Philosophie Condillacs (Bern 1901); Dewaule, C. et la psychologie anglaise contemporaine (Par. 1892).