Consalvi

[261] Consalvi, Ercole, Marchese, Kardinal, geb. 8. Juni 1757, gest. 24. Jan. 1824, widmete sich theologischen und philosophischen Studien, wurde 1783 Geheimkämmerer Pius' VI. und 1792 Auditor der Rota. Die Franzosen verbannten ihn 1798 aus dem Kirchenstaat, aber Pius VII., der seine Wahl in Venedig 1799 C., der als Sekretär des Konklave fungierte, wesentlich zu danken hatte, erhob ihn 1800 zum Kardinal und zum Staatssekretär. In dieser Eigenschaft schloß er 1801 das Konkordat mit Napoleon I. ab, fiel aber 1806, da er die politische Unabhängigkeit des Kirchenstaats verteidigte, in Ungnade bei Napoleon und mußte sein Amt niederlegen. Als er sich 1809 weigerte, die vom Papst nicht genehmigte Ehescheidung des Kaisers anzuerkennen, wurde er in Reims interniert, wo er seine Memoiren schrieb. 1814 wurde er päpstlicher Gesandter beim Kongreß zu Wien, bewirkte die Wiederherstellung des Kirchenstaates und übernahm wiederum die Leitung des Staatssekretariats. Durch den Abschluß von Konkordaten mit den meisten europäischen Staaten regelte er die Beziehungen der katholischen Kirche zu den staatlichen Gewalten. Die Verwaltung des Kirchenstaats ordnete er durch das die Gleichförmigkeit des Polizeistaates herstellende Motuproprio vom 6. Juli 1816; auch führte er eine neue Prozeßordnung ein, vereinfachte die Finanzverwaltung, suchte auch dem Räuberunwesen in den Provinzen zu steuern und unterstützte Wissenschaften und Künste. Nach Pius' VII. Tode 1823 zog sich C. von den Geschäften zurück. Seine Memoiren gab Crétineau-Joly heraus (Par. 1864, 2 Bde.; neue Ausg., das. 1896), seinen Briefwechsel mit dem Fürsten Metternich veröffentlichte C. van Duerm (Löwen 1900). Vgl. Bartholdy, Züge aus dem Leben des Kardinals C. (Stuttg. 1824); E. Daudet, Le cardinal C. (Par. 1866); Crétineau-Joly, Bonaparte, le Concordat de 1801 et le cardinal C. (das. 1869); Ranke, Die Staatsverwaltung des Kardinals C. (in den »Historisch-biographischen Studien«, Leipz. 1877); E. L. Fischer, Kardinal C. (Mainz 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 261.
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