Custine

[382] Custine (spr. küstīn'), Adam Philippe, Graf von, franz. General, geb. 4. Febr. 1740 in Metz aus einem alten Adelsgeschlecht, gest. 28. Aug. 1793, zeichnete sich im Siebenjährigen sowie im amerikanischen Kriege rühmlich aus. Nach Frankreich zurückgekehrt, ward er zum Maréchal de Camp und Gouverneur von Toulon ernannt, trat als Abgeordneter des lothringischen Adels 1789 in die Nationalversammlung und neigte sich hier entschieden auf die Seite der liberalen Partei. 1791 zum Generalleutnant befördert, erhielt er 1792 ein Kommando am Oberrhein, bemächtigte sich der Stadt Landau und nahm die Linien von Weißenburg, dann Speyer, Worms, Mainz und Frankfurt, ward aber von den Preußen und Hessen 2. Dez. 1792 bei Frankfurt geschlagen. Nach mehreren unglücklichen Gefechten, namentlich 6. Jan. 1793 bei Hochheim. setzte er Mainz in Verteidigungszustand, ward aber im Frühling von den Preußen nach Landau zurückgeworfen. Als Anhänger der Gironde auf die Anschuldigung Marats und Billaud-Varennes' vor den Wohlfahrtsausschuß nach Paris geladen, ward er trotz seiner geschickten Verteidigung 27. Aug. 1793 als Hochverräter zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sein Wunsch, daß sein Sohn Renaud Philippe von C., geb. 1768, der, nachdem er Gesandter in Berlin gewesen, seinem Vater als Adjutant zur Seite stand, seine Ehrenrettung durch Herausgabe seines Briefwechsels bewirken möge, blieb unerfüllt, da er bereits 3. Jan. 1794 dem Vater auf das Schafott folgte; doch veröffentlichte später Custines Adjutant, der General Baraguay d'Hilliers, Custines Papiere u. d. T.: »Mémoires posthumes du général français comte de C., rédigés par un de ses aides de camp« (deutsch, Berl. 1795, 2 Bde.). Vgl. Chuquet, L'expédition de C. (Par. 1892); Derselbe, Wissembourg (das. 1893); Bardoux, Madame de C. (das. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 382.
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