[414] Dagö (Dago, Dagen oder Dagden), eine zum russ. Gouv. Esthland, Kreis Hapsal, gehörige Insel, am Eingang des Finnischen Meerbusens, nördlich von der Insel Ösel, von der sie nur durch eine schmale Meerenge, den Sölasund, getrennt ist (s. Karte »Livland etc.«). Sie ist von N. nach S. 47 km lang, von O. nach W. etwa 55 km breit und hat 960,1 qkm (17,4 QM.) Flächeninhalt. Ihre Küsten sind durch Welleneinspülung sehr zerrissen und überall von Untiefen, Sandbänken und kleinen Eilanden umgeben, wodurch die Schiffahrt in der Nähe ihrer Ufer sehr gefährlich wird. Auf der äußersten Spitze des westlichen Vorgebirges, Dagerort genannt, steht deshalb ein Leuchtturm. Die Insel ist meist eben; an der Nordostküste und im Innern sind große Sümpfe (zusammen 14,000 Hektar), in denen man viele erratische Blöcke findet. Da das Erdreich im N. meist steinig ist und Wälder (besonders Kiefern) mehr als ein Viertel der Insel bedecken, ist nur der südliche und südwestliche Teil, der einen fruchtbaren, mergelhaltigen Boden zeigt, zum Anbau von Getreide geeignet. Die 16,000 Bewohner bestehen zu 3/4 aus Esthen, zu 1/4 aus Schweden und Deutschen und nähren sich von Ackerbau, Viehzucht, Fisch- und Robbenfang, Holzfällen, Kalkbrennen und einigem Handel, der sich in den beiden kleinen Hafenplätzen Hohenholm und Tiefenhafen konzentriert. Im Ort Kertell besteht eine ansehnliche Tuchfabrik. D. ward 1645 von Dänemark an Schweden und 1721 von letzterm an Rußland abgetreten.