Delitzsch [1]

[613] Delitzsch (ehedem Delcz, Dehliz), Kreisstadt im preuß. Regbez. Merseburg, am Lober, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bitterfeld-Leipzig und Halle-Kottbus, hat 3 alte evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß und (1900) 10,479 meist evang. Einwohner. Die Industrie erstreckt sich auf Zigarren-, Zucker- und Schuhwarenfabrikation, Bierbrauerei, Mühlenbetrieb, Gärtnerei und Obstbaumzucht. D. hat ein Realprogymnasium, ein evang. Schullehrerseminar, ein Altertumsmuseum, Strafanstalt für weibliche Personen, Amtsgericht und ist Geburtsort des Physikers Ehrenberg (1796) und des Nationalökonomen Schulze (Schulze-D., 1808), dem hier ein Denkmal errichtet ist. – D. gehörte zuerst zur Mark Meißen, fiel 1291 an Brandenburg, dann an Braunschweig und wurde 1347 von Meißen zurückgekauft; nach der Teilung Sachseus kam es an die albertinische Linie und 1656 an das Haus Sachsen-Merseburg. Das Schloß wurde im Dreißigjährigen Kriege zerstört, 1691 aber wieder aufgebaut und zum Witwensitz jenes Fürstenhauses bestimmt. Nach dem Aussterben des letztern (1738) fiel D. an Kursachsen und wurde 1815 preußisch. Vgl. Lehmann, Chronik der Stadt D. (Delitzsch 1852).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 613.
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