Diarbekr

[870] Diarbekr (Diarbekir), Hauptstadt des gleichnamigen Wilajets, 37,500 qkm mit 471,500 Einw., in der asiat. Türkei (Kurdistan), am rechten Ufer des Tigris unter 37' 55' nördl. Br., 620 m ü. M., ist Residenz des Paschas, Sitz eines chaldäischen und jakobitischen Patriarchen und eines griechischen Bischofs. Die von einer starken, mit 72 Türmen besetzten Mauer umgebene Stadt wird durch eine auf hohem Basaltfelsen gelegene Zitadelle (Itsch Kale) verteidigt. Die mit flachen Dächern versehenen Häuser steigen terrassenartig auf. D. hat 16 z. T. alte und berühmte Moscheen. Die 34,000 Einw. sind meist Kurden und Armenier. D. treibt ansehnlichen Handel in Rohprodukten, während die Industrie, von Leder abgesehen, nur für den Lokalbedarf arbeitet. Die nahen Gebirge liefern Blei, Kupfer und Eisen. – Im Altertum hieß die Stadt Amida, und noch jetzt nennen die Türken sie offiziell Kara AmidSchwarz-Amid«, wegen der dunkeln Farbe der Mauern). Kaiser Konstantin umgab sie mit Wällen und Türmen, aber der Sasanide Sapor II. eroberte sie 359. Justinian nahm sie wieder und befestigte sie von neuem. Eine zweite Belagerung brachte sie abermals in die Gewalt der Perser, und von diesen kam sie um 640 in die Hände der Araber vom Stamm Bekr, von dem die Umgegend das Land Bekr genannt wurde, ein Name, den man später auf die Stadt übertrug. 958 ward sie von den Byzantinern nochmals erobert, und 1001 bis 1085 stand sie unter der unabhängigen Herrschaft einer Kurdendynastie, der »Söhne Merwans«, die von dem Turkmenen Ortok gestürzt und durch dessen Dynastie ersetzt ward; aus dieser herrschten 21 Fürsten über D. (1085–1408). Nach der Plünderung der Stadt durch Timur (1394) folgte eine zweite Herrschaft von Turkmenen, bis Schah Ismail el-Safi 1502 auf den Trümmern ihres Thrones den seinigen errichtete. 1515 wurde die Stadt von Selim I. erobert und dem osmanischen Reich einverleibt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 870.
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