Duchatel

[246] Duchatel (spr.dü-schatell), Charles Marie Tannegui, Graf, franz. Staatsmann, geb. 19. Febr. 1803 in Paris, gest. daselbst 6. Nov. 1867, beteiligte sich seit 1823 unter der Ägide der Doktrinäre (s. d.) an dem »Globe« und der »Revue française«, ward nach der Julirevolution Staatsrat im Finanzministerium unter Louis, kam als Abgeordneter in die Kammer und infolge seiner Verteidigung des die amerikanische Schuld betreffenden Gesetzantrags 1834 als Handelsminister ins Kabinett. In diese Zeit fällt seine Tätigkeit für eine durchgreifende Reform des französischen Zollwesens. Er legte der Kammer eine Reihe großartiger Entwürfe über die öffentlichen Arbeiten vor, deren Ausführung nur durch den Rücktritt der Doktrinäre 7. März 1837 gehindert wurde. 1838 gehörte er zur Opposition gegen das Ministerium Molé, ward aber nach der Ministerkrisis von 1839 Minister der innern Angelegenheiten bis 1848, mit der Unterbrechung Januar bis Oktober 1840. Seit der Februarrevolution 1848 lebte er meist in England. Von Bedeutung sind seine Schriften: »Traité de la charité dans ses rapports avec l'état moral, etc., des classes inférieures de la société« (Par. 1829, 2. Aufl. 1836) und »Documents statistiques sur la France« (das. 1834), letzteres eine vollständige statistische Geschichte Frankreichs. Vgl. Vitet, Le comte D. (Par. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 246.
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