Dyspepsie

[326] Dyspepsie (griech., »schlechte oder gestörte Verdauung«), das gewöhnlichste Symptom fast aller Magenkrankheiten, das sich in allerhand lästigen Gefühlen, wie Druck und Schmerzhaftigkeit der Magengegend, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Neigung zu Erbrechen, Aufstoßen etc., äußert. Ursachen und Entstehungsweise der D. können sehr verschieden sein je nach den zu Grunde liegenden Erkrankungen. Die häufigste ist eine Entzündung der Magenschleimhaut (Magenkatarrh), die sich zu fast allen organischen Störungen des Magens sowie zu vielen Leiden des Gesamtorganismus (wie zu dem Fieber, den Infektionskrankheiten etc.) hinzugesellt. Mit allen diesen Leiden pflegt daher auch D. verbunden zu sein, weil bei bestehender Entzündung der Magenschleimhaut die letztere die Absonderung des zur Verdauung unerläßlichen normalen Magensaftes nicht oder nur unvollkommen auszuüben vermag. Infolgedessen werden die eingeführten Speisen nur langsam (Bradypepsie), unvollkommen oder auch gar nicht (Apepsie) verdaut. D. kommt auch ohne nachweisbare anatomische Veränderung des Magens vor, indem entweder eine zu geringe oder eine zu große Menge von Magensaft abgesondert wird, oder dieser nicht die zur Verdauung erforderliche chemische Zusammensetzung besitzt, oder endlich, indem die Bewegungen des Magens vermindert sind (sogen. Mageninsuffizienz) und folglich der Speisebrei nicht hinlänglich mit dem Magensaft vermischt wird. In andern Fällen ist der Magen infolge erschöpfender Allgemeinerkrankungen, Bleichsucht etc. erschlafft, so daß er die Speisen nicht rechtzeitig und nicht vollständig in den Darm entleeren kann, oder in schwerern Fällen erweitert, wobei der Inhalt stagniert und leicht der Zersetzung anheimfällt. Auch das Magengeschwür ist meist mit D. verbunden. Häufig aber ist die D. eine rein nervöse und mit keiner anatomischen oder nachweisbaren funktionellen Störung verknüpft (nervöse oder Pseudodyspepsie). Die Behandlung ist je nach den Ursachen stets verschieden; wenn schwerere anatomische Veränderungen fehlen, werden Eisenpräparate, Bitterstoffe, Regelung der Diät und des Stuhlganges meist mit Erfolg angewendet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 326.
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