Eiderente

[435] Eiderente (Eidergans, Somateria Leach). Gattung der Zahnschnäbler aus der Familie der Tauchenten (Fuligulidae), große Vögel mit langem, mit der Firste weit in das Stirngefieder hinreichendem, lebhaft gefärbtem Schnabel, kurzem, zugerundetem Schwanz, mittellangen Flügeln, sehr dichtem Gefieder und niedrigen, langzehigen Füßen. Die E. (Eidervogel, S. mollissima Leach, s. Tafel »Enten«) ist 63 cm lang, 1 m breit, das Männchen oberseits weiß, auf der Vorderbrust rötlich, auf den Wangen meergrün, sonst schwarz. Das kleinere Weibchen ist rostfarben, am Kopf und Hals mit braunen Längsflecken, übrigens mit schwarzen Querflecken, der Spiegel braun, weiß eingefaßt, unterseits tiefbraun. Sie bewohnt gesellig die nördlichen Gestade von Sylt bis Spitzbergen, von der Westküste Europas bis Grönland und Island und zieht im Winter südlicher. Ihre Nahrung (Muscheln und andre kleine Meertiere) holt sie sich aus bedeutenden Tiefen. Auf dem Land ist sie unbehilflich, auch fliegt sie schwerfällig. Sie nistet im Mai, Juni und Juli auf Inseln, die ihr das Landen leicht machen und durch niedriges Gestrüppe einigen Schutz gewähren. Das Nest ist kunstlos, aber dicht und reich mit Daunen (Eiderdaunen) gepolstert. Das Gelege besteht aus 6–8 graugrünen Eiern, die das Weibchen in 26–28 Tagen ausbrütet. Während der Brutzeit kommt das Weibchen auf Gehöfte und in die Häuser, um einen Platz zum Brüten zu suchen, und man bereitet deshalb vielfach zum Empfang der Eiderenten Brutstätten vor. Ist das Gelege vollständig, so gehen die Männchen, die bis dahin die Weibchen begleiteten, aufs Meer zurück. Wo die E. einmal an den Menschen gewöhnt ist, erträgt sie dessen Eingriffe, ohne sich beim Brüten stören zu lassen. Auf Sylt und im südlichen Norwegen nimmt man nur einige Eier fort und sammelt die Daunen erst nach Beendigung der Brut; auf den isländischen Inseln raubt man zwei Gelege mit den Daunen und läßt das gleich darauf folgende dritte Gelege, zu dem auch das Männchen Daunen spendet, ungestört. An andern Orten verfährt man sehr rücksichtslos, tötet jahraus jahrein Tausende alter Vögel, obwohl deren Fleisch sehr schlecht ist, und beraubt die Nester, wo man sie findet. Auf Spitzbergen hat daher die Zahl der Vögel bedeutend abgenommen. 24 Nester liefern 1 kg Daunen, die einen wichtigen Handelsartikel bilden. Die meisten kommen von Island und Grönland. Die Eier sind sehr wohlschmeckend.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 435.
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