Sylt

[234] Sylt (Silt, v. altfries. Silendi, »Seeland«), die größte der nordfriesischen Inseln (s. Karte »Schleswig-Holstein«) im schleswigschen Wattenmeer, zum Kreis Tondern der preuß. Provinz Schleswig-Holstein gehörig, 12–22 km von der schleswigschen Küste entfernt, ist 102 qkm groß, von N. nach Süden 36 km lang, 1–14 km breit und zählt 3500 Einw. Der nördliche Teil der Insel heißt List, die südliche Halbinsel Hörnum. In der Mitte ragt gegen SO. in das WattenmeerHaff«) eine breite Halbinsel hinein, deren äußerste Spitze Näs Odde (Nösse) heißt. Den Süden und Norden erfüllen meist Dünen, ebenso die ganze Westküste, wo Sandberge, durch den Einfluß des Windes und der Meereswellen in fortwährender Wanderung begriffen, bis 30 m Höhe erreichen. Der Hauptteil in der Mitte enthält meist Geest- und Marschland, von denen das letztere sich durch den Schlamm des Wattenmeeres nach O. hin beständig vergrößert, während auf der Seeseite Stürme und die Wellen der Nordsee der Insel stetig Abbruch tun. Im Januar 1300 wurde der Flecken Wenningstedt an der Westküste, 1362 das Dorf Steidum von den Fluten verschlungen. Die wichtigsten Orte auf S. sind: Keitum (s. d.), Tinnum (s. d.) und Morsum mit 550 Einw. auf der östlichen, Rantum auf der südlichen Halbinsel mit 31, Westerland (s. d.) an der See und Norddörfer mit 354 Einw. Ein Leuchtturm befindet sich auf einem Hügel südlich von Kampen, Leuchtfeuer an verschiedenen Stellen der Küste. Die Bewohner sind Friesen, nur in List Dänen; Kirchen-, Unterrichts- und Gerichtssprache war von jeher deutsch. In der Nähe des Leuchtturms wurden altheidnische Grabstätten aufgefunden. S. ward im Krieg von 1864 durch den dänischen Kapitän Hammer schwer heimgesucht, durch ein österreichisches Detachement aber 13. Juli in Besitz genommen. Der Besuch des Seebades ist in steter Zunahme begriffen. Regelmäßige Dampferverbindungen finden von Hoyer-Schleuse nach Munkmarsch statt, von wo eine Dampfstraßenbahn nach Westerland führt. Ferner hat S. Dampferverbindung mit Hamburg über Helgoland. Landeplatz für diese Verbindung ist Hörnum-Odde auf der Südspitze der Insel, von wo eine Eisenbahn, die »Sylter Südbahn«, hinter den Dünen nach Westerland führt. Vgl. Meyn, Geognostische Beschreibung der Insel S. (Berl. 1876); Hepp, Wegweiser auf S. (3. Aufl., Tondern 1885); Jensen, Die nordfriesischen Inseln S. etc. vormals und jetzt (Hamb. 1891); Stolley, gnostische Mitteilungen von der Insel S. (Kiel 1900–01, 3 Tle.); C. Meyer, Königin der Nordsee S. in Wort und Bild (Leipz. 1906); »Meyers Reisebuchert Nordseebäder« (3. Aufl., das. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 234.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: