Ellissen

[722] Ellissen, Adolf, Literarhistoriker und Philolog, geb. 14. März 1815 zu Gartow im Lüneburgischen, gest. 5. Nov. 1872 in Göttingen, studierte daselbst Medizin, später Geschichte, Literatur und Sprachwissenschaft und erhielt nach weitern Studien und Reisen (Paris, Griechenland) 1847 eine Anstellung bei der Universitätsbibliothek in Göttingen; 1849–55 war er Mitglied der Zweiten Kammer, seit 1854 deren Präsident. Seine Oppositionsstellung veranlaßte die hannöversche Regierung, ihm jede Beförderung zu versagen. 1864 trat er als Abgeordneter wieder in die Zweite Kammer, 1866 in den konstituierenden Reichstag, in das preußische Abgeordnetenhaus und den hannöverschen Provinziallandtag, und schloß sich in beiden der nationalliberalen Fraktion an. Von E. erschienen zuerst die »Tee- und Asphodelosblüten« (Götting. 1840), metrische Bearbeitungen chinesischer und neugriechischer Gedichte (eine Auswahl in Meyers »Volksbüchern«, Nr. 618 und 619), weiterhin vortreffliche Übersetzungen von Montesquieus »Geist der Gesetze« (Leipz. 1846) und »Voltaires Werken in zeitgemäßer Auswahl« (das. 1841–46, 12 Tle.), der die Abhandlung »Voltaire als politischer Dichter« (das. 1852) nachfolgte. Mit dem »Versuch einer Polyglotte der europäischen Poesie« (Bd. 1, Leipz. 1846, unvollendet) half E. der vergleichenden Literaturgeschichte Bahn brechen. Dem Gebiete der mittel- und neugriechischen Literatur gehören an: »Der alte Ritter« (Leipz. 1846), »Michael Akominatos, Erzbischof von Athen« (Götting. 1846), ein Beitrag zur Geschichte Athens während des Mittelalters; ferner »Zur Geschichte Athens nach dem Verlust seiner Selbständigkeit« (das. 1848) und die »Analekten der mittel- und neugriechischen Literatur« (Leipz. 1855–62, 5 Bde.). Vgl. Goedeke, Adolf E. Vortrag (Götting. 1872).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 722.
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