Essigsaures Eisen

[123] Essigsaures Eisen, Essigsaures Eisenoxydul (Ferroacetat) Fe(C2H3O2)2 entsteht beim Lösen von Eisen in Essigsäure, bildet sehr leicht lösliche grünliche Kristalle mit 4 Molekülen Kristallwasser und oxydiert sich schnell an der Luft. Wird bei der Bereitung der Lösung der Luft reichlich Zutritt zu dem Eisen gestattet (durch wiederholtes Abgießen der Flüssigkeit), so entsteht eine dunkel rotbraune Lösung von essigsaurem Eisenoxyd. Für die Färberei stellt man eine Lösung von Ferriacetat aus Eisen und rohem Holzessig dar (Eisenbeize, Eisenbrühe, Eisenschwärze, Schwarzbeize, holzsaures Eisen, Eisenpyrolignit). Die tief schwarzgrüne Lösung ist durch die empyreumatischen Bestandteile des Holzessigs vor Oxydation geschützt und enthält vielleicht eine Verbindung derselben mit dem Ferroacetat. Sie dient in der Seidenschwarzfärberei und in der Baumwollfärberei und -Druckerei, und ihre Wirksamkeit beruht auf der Oxydation des Eisenoxydulsalzes zu basischem Eisenoxyduloxyd-, resp. Eisenoxydsalz. Eine reine Lösung von Ferroacetat bereitet man für die Färberei aus Eisenvitriol- und Bleizuckerlösung; sie hält sich gut in verschlossenen weißen Glasflaschen am Licht, weil das Licht gebildetes Ferrisalz wieder reduziert. Eine reine Lösung von essigsaurem Eisenoxyd (Ferriacetat) Fe2(C2H3O2)6, durch Lösen von Eisenhydroxyd in Essigsäure erhalten, vom spez. Gew. 1,087–1,091 (4,8–5 Proz. Eisen), wird als Liquor ferri acetici arzneilich benutzt und muß vor Licht geschützt aufbewahrt werden. 8 Teile der Lösung mit 1 Teil Weingeist und 1 Teil Essigäther bilden die Tinctura ferri acetici aetherea (4 Proz. Eisen).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 123.
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