Euphorbiumharz

[167] Euphorbiumharz, der aus der geritzten Rinde von Euphorbia resinifera ausfließende und an der Pflanze erhärtete Milchsaft, bildet matt hellgelbliche, zerreibliche, durch Trümmer der Pflanze verunreinigte Stücke, riecht beim Erwärmen schwach weihrauchartig und schmeckt sehr anhaltend und gefährlich brennend scharf. Es ist in keinem der gewöhnlichen Lösungsmittel vollständig löslich, besteht aus etwa 38 Proz. Harz, 18 Proz. Gummi, 22 Proz. kristallisierbarem Euphorbon, 12 Proz. Apfelsäuresalzen und 10 Proz. anorganischen Stoffen. E. wird fast ausschließlich aus Mogador ausgeführt und im marokkanischen Atlas gesammelt. Das E. wirkt äußerst heftig auf die [167] Schleimhäute, erregt heftiges Niesen, auf der Haut zuerst Brennen und Rötung, dann Entzündung und Blasenbildung; innerlich erzeugt es heftige Magen- und Darmentzündung, die tödlich verlaufen kann. Früher benutzte man es als drastisches Abführmittel, jetzt nur noch als äußerliches, blasenziehendes Mittel, vorzüglich in Verbindung mit Harzpflastern bei Haustieren. E. war schon den Alten bekannt. Juba II. widmete der Euphorbia resinifera eine kleine Schrift und soll die Pflanze nach seinem Leibarzt Euphorbos benannt haben. Später ging die Kenntnis der Stammpflanze verloren, bis Berg aus den im E. enthaltenen Bruchstücken die Stammpflanze nachwies. 1870 kamen die ersten Exemplare von E. resinifera nach Kew.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 167-168.
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