[167] Euphorbĭazeen (Wolfsmilchgewächse, hierzu Tafel »Euphorbiazeen«), dikotyle, vielgestaltige Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Tricoccae, milchsaftführende Kräuter, Sträucher, Bäume, bisweilen auch kaktusartige Gewächse von kugeliger (bei Euphorbia meloformis, Tafel, Fig. 9), säulenförmiger (E. virosa officinarum und globosa, Fig. 7, 8 u. 10) oder kandelaberähnlich verzweigter Gestalt (E. antiquorum, Fig. 6). Bei den kakteenartigen E. fehlen die Blätter, an ihrer Stelle treten Dornen auf, die aber auch bei beblätterten Formen vorkommen (wie bei E. splendens, Tafel, Fig. 11). Die Gattung Phyllanthus (Fig. 3) hat bloß niederblattartige, schuppenförmige Blätter, in deren Achseln grüne, blattförmige Triebe (Phyllokladien) sich entwickeln. Andre Formen haben einen besenförmigen (Amperea spartioides, Tafel, Fig. 4) oder heidekrautähnlichen (Cluytia ericoides, Fig. 5) Habitus. Bei den beblätterten Formen sind die Blätter meist einfach, selten handförmig. Bisweilen besitzen die Hochblätter auffallende Färbung, wie bei Euphorbia (Poinsettia) pulcherrima (Tafel, Fig. 1) und Dalechampia (Fig. 2). Die Blüten sind eingeschlechtig, bald ein-, bald zweihäusig und entwickeln bald ein einfaches Perigon, bald Kelch und Blumenkrone, bald fehlt die Blütenhülle ganz. Die Staubgefäße können als ein einfacher oder mehrfacher Kreis vorhanden sein, in andern Fällen bis auf ein einziges terminal stehendes verkümmern. Bei der Gattung Euphorbia (Textfig. 1) bilden die Blüten kleine, von einer becherförmigen, mit Drüsen am Rande versehenen Hülle (Cyathium) umgebene Blütenstände (Textfig. 2), die fälschlich bisweilen für die eigentlichen Blüten genommen werden. Im Innern der Hülle stehen zahlreiche, aus einem einzigen gestielten Staubblatt gebildete männliche Blüten (Textfig. 3) und eine ebenfalls gestielte weibliche Blüte mit dreiknopfigem Fruchtknoten, der im Innenwinkel jedes der drei Fächer eine oder zwei hängende, anatrope Samenanlagen trägt. Die Frucht ist, entsprechend der Zahl ihrer Fächer, meist drei-, selten zwei- oder mehrknopfig und stellt eine elastisch aufspringende Kapsel dar. Die Samen haben eine krustige Schale und in der Nabelgegend einen fleischigen Wulst (Caruncula); das reichliche, ölhaltige Endosperm umschließt einen geraden Keimling mit flachen, bisweilen blattartigen Samenlappen und nach oben gekehrtem Würzelchen. Man zählt ca. 4000 Arten; die Familie hat ihre zahlreichsten Vertreter in der Tropenzone und nimmt gegen die Pole hin rasch ab. Die E. liefern dem Handel mannigfache Produkte: Öl mit abführenden Eigenschaften wird aus den Samen von Ricinus communis und dem ostindischen Croton Tiglium gewonnen, Gummiharz, das »Euphorbium«, von Euphorbia resinifera, Kautschuk von den tropisch-amerikanischen Hevea guianensis und brasiliensis, Stärkemehl aus den unterirdischen Teilen von Manihot utilissima (als Mandioka und Tapioka), Farbstoffe von Crozophora tinctoria und Mallotus philippinensis, die auch die arzneilich benutzte Drode Kamala liefert, Schellack von Aleurites laccifera, Fettstoffe von Stillingia sebifera und dem asiatischen Sapium sebiferum.
Manche E. sind heftige Giftpflanzen, z. B. der Manzinellenbaum (Hippomane Mancinella) im tropischen Amerika. Als sicherer fossiler Rest der E. gilt eine von Conwentz im Bernstein gefundene Blüte von Antidesma Maximowiczii. Vgl. Baillon, Étude générale du groupe des Euphorbiacées (Par. 1858); Boissier, Icones Euphorbiarum (1866).