[355] Faunus (»der Wohlwollende«), altitalischer Gott, wegen seines ähnlichen Wesens dem griechischen Pan (s.d.) gleichgesetzt, ein guter Geist der Wälder, Fluren und Felder, der namentlich dem Vieh Fruchtbarkeit und Schutz gegen die Wölfe verlieh, daher auch Inuus (Bespringer) und Lupercus (Wolfsabwehrer) hieß; in letzterer Beziehung feierte man ihm in Rom 15. Febr. das uralte Fest der Luperkalien (s.d.). Als ein durch seltsame Stimmen weissagender Gott führt er den Namen Fatuus (Rufer). Wie andre Wald- und Flurgötter schreckt und ängstigt er gelegentlich die Menschen, beschleicht sie auch nachts in ihren Häusern, um sie durch Alpdrücken zu plagen (daher auch Incubus genannt; s. Inkubus). Gefeiert wurden ihm außer den Luperkalien bei den Römern zwei Feste, die Faunalien, 13. Febr. in seinem Tempel auf der Tiberinsel und 5. Dez. auf dem Land im Freien, wobei ihm die Bauern ländliche Opfer darbrachten und sich mit Tänzen vergnügten. Wie neben Pan die Panisken, so nahm man neben ihm eine Vielzahl von Faunen an, die man den griechischen Satyrn und Silenen gleichsetzte. Sein weibliches Gegenbild ist Fauna, seine Schwester oder Frau, eine fördernde und segnende Flurgöttin, auch Fatua, meist Bona Dea (s.d.) genannt. Gelehrte Mythendeutung machte F. zu einem alten König von Latium, Enkel des Saturnus, Sohn des Picus, von der Nymphe Marica Vater des Latinus, und ließ ihn nach seinem Tode wegen seiner Verdienste um Landbau und Viehzucht durch Evander (s.d.) zum Schutzgott des Landes erheben.