Gilbert de la Porrée

[845] Gilbert de la Porrée (Gislebertus Porretanus), namhafter franz. Scholastiker, geboren um 1070 in Poitiers, gest. daselbst 4. Sept. 1154, war zuerst Kanzler der Kirche von Chartres, mit welcher Stelle ein Lehramt verbunden war, dann Lehrer der Dialektik und Theologie in Paris, wo er als der vorzüglichste Vertreter des Realismus durch seine spitzfindige Deutung und Darstellung der Dreieinigkeitslehre Aufsehen erregte. Auf der Synode zu Sens (1140) trat er gegen den Nominalisten Abälard auf. 1142 Bischof von Poitiers, mußte er sich wegen seiner Sophismen auf den Synoden zu Paris (1147) und Reims (1148) verantworten. Unter seinen Schriften sind der Kommentar über das Werk »De trinitate« von Boethius und eine Untersuchung: »De sex principiis«, hervorzuheben. Von ihm haben die Porretaner, eine scholastisch-realistische Partei, den Namen. Vgl. Berthaud, G. et sa philosophie (Poitiers 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 845.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika